„Wir sind unter dem Strich sehr enttäuscht.“ Die Ablehnung von Staatssekretär Gerd Hoofe aus dem Bundesarbeitsministerium tut allen weh. Sozialdezernentin Karin Welge brachte im Ausschuss für Arbeit und Soziales (ASA) also auf den Punkt, was Politik und Verwaltung beim Thema Gelsenkirchener Appell verbindet: Unverständnis über das Nein der Bundesarbeitsministerin zu einem Projekt, dass für die gebeutelte Revierstadt Leuchtturmcharakter hat, und Wut, wie sie Anne Schürmann (FDP) bei der „mit heißer Nadel gestrickten Absage“ verspürt.
Reiner Lipka, Geschäftsführer des Jobcenters, konstatierte am Ende seines verbalen Ausflugs in die Entstehungsgeschichte des Appells und die große Bedeutung eines sozialen Arbeitsmarkts für diese Stadt: „Wir können nur noch versuchen, solange das überhaupt möglich ist, Arbeitsgelegenheiten zu vermitteln.“ Dass diese Lösung indes kein Ersatz für vollwertige Arbeitsstellen mit gerechten Löhnen ist, unterstrich auch Pfarrer Dieter Heisig. An Lipka gerichtet sagte er: „Ich bitte sie inständig, jetzt nicht auf AGH umzuswitchen.“ Mit einem Appell-Light-Programm würde man der Sache eher einen Bärendienst erweisen. Im Duktus des Appells müsse man jetzt nachlegen. Und zwar auch an die Adresse der NRW-Landesregierung, wie Wolfgang Heinberg (CDU) forderte. „Wenn Berlin nicht den richtigen Blickwinkel hat, wie sieht das denn mit dem Düsseldorfer Blick aus?“ fragte er und äußerte den Wunsch, auch „die Philosophie“ der Landesregierung zum GE Appell in schriftlicher Form zu bekommen.
„Wenn Frau von der Leyen heute hier gesessen und zugehört hätte, sie hätte gemerkt, wie falsch ihre Einschätzung ist.“ SPD-Sprecher Manfred Peters erntete Kopfnicken.
Sozialdezernentin und Politik verständigten sich darauf, mit ihrem Konzept zur Schaffung gemeinnütziger Arbeitsplätze für Langzeitarbeitslose am Ball zu bleiben. Zumal vor dem Hintergrund der Fakten, die Reiner Lipka genannt hatte, kaum Entspannung für Hartz IV-Empfänger in Sicht ist. Im Gegenteil. Trotz guter Entwicklung am Arbeitsmarkt seien im vergangenen Jahr über 60 Menschen neu in Leistungsbezug gekommen. „Langzeitarbeitslosigkeit verfestigt sich.“ Dazu komme, dass auch die Bürgerarbeit 2014 ende – „ohne Perspektive“.