Gelsenkirchen.

„Eine Frechheit ist das!“ Klare Ansage von Marcel Kobeissi an alle illegalen Müllentsorger. „Solche Leute denken sich wahrscheinlich, Gelsendienste holen den Mist schon ab“. Er kennt Stellen, wo es punktuell immer aussieht „wie Sau“: Franz-Bielefeld-Straße, Magdeburger Straße, Tiefbachstraße ...

Kobeissi ist Fahrer beim städtischen Entsorgungsbetrieb. Mit an Bord des Pritschenwagens: Vier Männer, die durch Vermittlung des Jobcenters bei Gelsendienste im Rahmen einer Arbeitsgelegenheit im Einsatz sind. Einsatz, das heißt für die Vier und weitere zwölf Männer in Arbeitsgelegenheiten: Täglicher Kampf gegen optischen Werteverfall, Ausrücken, um rücksichtslos im öffentlichen Raum weg geworfenen Abfall zu beseitigen.

Seit 2005 gibt’s das Ticket-System

Dienstag kommen Kobeissi und das Team auf dem Parkplatz am Amphitheater an ihre Grenzen, ein großer „Müllschlucker“ muss ran. Sieben Männer beladen den Brummi mit geschätzten 3,5 bis 4 Kubikmetern Baumischabfall. Diana Beverungen, Sachbearbeiterin Abfallberatung, schätzt: „Da hat sich einer 800 Euro gespart.“ So viel hätte die korrekte Entsorgung auf einem der Recyclinghöfe nämlich gekostet.

Wilder Müll, Unrat, Hundehaufen ... Die massiven Rückmeldungen von WAZ-Lesern auf den Aufruf der Redaktion, Schmuddelecken zu nennen, ist Anlass für Gelsendienste, das Problem aus Sicht der Entsorger zu schildern. Ein verbreitetes Missverständnis klärt Gelsendienste-Sprecherin Stefanie Genthe dabei auch auf: „Wenn Gelsendienste wilden Müll entsorgt hat, entsteht kein Automatismus.“ Heißt: Ohne erneute Hinweise rückt kein Team ein zweites und drittes Mal aus, um zu schauen, ob erneut Abfall dort liegt. Wenngleich es natürlich Ausnahmen gibt wie beispielsweise die Container an der Berliner Brücke.

2005 hat Gelsendienste das Ticket-System eingeführt, um Hinweise aus der Bevölkerung über wilde Abfälle zu erfassen. Das gilt auch für Beobachtungen von Gelsendienste-Mitarbeiter selbst. „Das Ticketsystem kanalisiert die Eingänge und weist sie bestimmten Abteilungen zu. Wilder Müll landet bei mir“, erläutert Barbara Lubina-Hermann den Ablauf. Auch Sperrmüll.

Das Müll-Problem ist in den letzten Jahren gewachsen

Zunächst müsse geprüft werden, ob es sich um eine private oder öffentliche Flächen handelt, erklärt die Abteilungsleiterin Abfallwirtschaft. Bei Meldungen über Unrat im öffentlichen Raum gehe man nach Datum vor, so Barbara Lubina-Hermann. „Wir haben das in aller Regel in zwei Tagen entsorgt.“ Lagert Müll auf Privatgrundstücken, wird der Eigentümer ermittelt und schriftlich zur Entsorgung aufgefordert. „Nach vier Wochen gucken wir erneut.“ Liege der Mülle noch dort, „muss ich mit Ersatzvornahme drohen“. Die Fachfrau schmunzelt. Dazu kommt es meist nicht – weil das Verfahren Geld kostet. Bei Hinweisen auf Sperrmüll prüft Gelsendienste zunächst, ob es für den angegebenen Ort einen Termin gibt. Wurde der Sperrmüll viel zu früh an die Straße gestellt, gibt es ein Bußgeldverfahren. Ohne Terminangabe handelt der Betrieb.

Dabei wäre alles so einfach: Ein Kofferraum voll brennbarer Abfälle kostet gerade mal 5 Euro. Sperrmüll können Gelsenkirchener immer wieder abholen lassen. Barbara Lubina-Hermann macht ihren Job seit 27 Jahren. Das Müll-Problem ist in dieser Zeit gewachsen. Verändert habe sich auch etwas anderes, sagt sie: „Die Menschen.“