Ordnung, Sicherheit, Sauberkeit vor ihrem Haus, in ihrem Viertel, sind für viele Menschen die entscheidenden Faktoren für ein städtisches Wohlfühl-Klima. Und Verstöße dagegen ein zunehmendes Ärgernis. Achtlos weggeworfenes Papier, zertretene Kaugummireste, zerfledderter Sperrmüll, Flaschenbatterien in Grünanlagen, der ausgekippte Autoaschenbecher am Standstreifen, zunehmend verlotterte Geisterhäuser, abgelegter Unrat an Recycling-Containern – all das ist nicht schön. Und all das gibt es offenbar in einem Ausmaß, das für viele Gelsenkirchener nicht mehr tolerierbar scheint. Die Aufzählung zeigt schon: Wertvorstellungen und Toleranzgrenzen klaffen weit auseinander, Sauberkeit ist ein dehnbarer Begriff. Manche haben da sicher peniblere Vorstellungen als andere. Dennoch. Wie sehr Dreck nervt, hat auch die Redaktion erfahren, nachdem die WAZ aufgerufen hatte, Müll-Ecken zu melden. Die Leser-Reaktionen waren immens.

Was bleibt? 1. natürlich Arbeitsaufträge für die professionellen Saubermänner- und frauen in der Stadt, aber auch die Einsicht, dass mit begrenzten personellen und finanziellen Mitteln zwar eine Grundreinigung möglich ist, aber keine Wunder. 2. die Anregung an die Politik, sich stärker mit dem Drecks-Thema zu befassen. 3. bleibt ein Bild von Gelsenkirchen, das schmutziger gezeichnet wird als die Realität. So dreckig ist es hier wahrlich nicht. 4. der Appell, an die eigene Nase zu fassen, Vorbild zu sein, buchstäblich vor der eigenen Haustür zu kehren. Müll fällt nicht vom Himmel, er wird von Menschen gemacht. 5. die Hoffnung auf eine Stadtgesellschaft, die lernfähig ist und Engagement zeigt. Das Großreinemachen bei GE-putzt zeigt, wie es geht.

Sauberkeit und Sicherheit – das treibt Politik, Passanten und Anwohner auch am Hauptbahnhof um. Vieles ist dort in einer Mischung aus Hilfen und Kontrollen bereits auf den Weg gebracht worden, einiges hat sich dank des geballten Einsatzes verbessert. Das sieht auch die CDU. Doch es reicht ihr nicht. Das ist legitim, ebenso wie die Forderung nach einer Bürgerinfo-Veranstaltung und mobilen Wachen. Doch wenn sie im gleichen Atemzug von „Delinquenten“ und „Drogentourismus“ redet, wenn es vor allem um die substituierten Suchtkranken geht, gießt sie auch üppig Öl ins Feuer.