Gelsenkirchen.

Die Gerüchteküche im und rund ums Orchester brodelt. Wie berichtet, hatte der Vorstand des Trägervereins der Neuen Philharmonie Westfalen Anfang März beschlossen, den Vertrag von Heiko Mathias Förster, dem Generalmusikdirektor des Klangkörpers, nicht mehr zu verlängern.

Stattdessen sei man mit Rasmus Baumann, zurzeit Chefdirigent am Musiktheater im Revier, als möglichem Nachfolger im Gespräch. Diese Aussage hatte für Wirbel im Orchester gesorgt.

Rasmus Baumann selbst sagt jetzt im Gespräch mit der WAZ: „Viele Musiker haben Existenzängste und fürchten um die Zukunft des Orchesters. Dabei geht es um das genaue Gegenteil: um die Zukunftssicherung der Neuen Philharmonie.“

Potenzial, das geweckt werden will

Baumann bestätigt, dass er bislang noch keinen Vertrag als GMD unterschrieben habe, aber in Gesprächen mit dem Vereinsvorstand stehe. Und er macht auch keinen Hehl aus seinem Interesse an einer neuen Aufgabe, die Mitte 2014 starten würde: „Es reizt mich, dieses Orchester prägen und noch weiter nach vorne bringen zu können.“ Die Philharmonie habe „noch viel Potenzial, das geweckt werde will“.

Der 40-jährige Dirigent ist inzwischen auch mit einem Brief auf jeden einzelnen Musiker zugegangen, um das aktuelle Procedere zu erklären, um Fehlinformationen und Gerüchten entgegen zu wirken: „Es geht nicht darum, wie von einigen befürchtet, dass Gelsenkirchen das Orchester vereinnahmen wolle.“

Baumann sagt deutlich: „Ich bin vom Trägerverein gefragt worden, ob ich Interesse an der Stelle des Generalmusikdirektors habe und ich habe das bejaht.“ Mit seinem Konzept für dieses Amt setzt Rasmus Baumann vor allem auf das Erzielen von Synergieeffekten. So kann er sich vorstellen, dass die überaus erfolgreiche „MiR goes ...“-Konzertreihe nicht nur in Gelsenkirchen, sondern auch in den Trägerstädten Recklinghausen und Unna erklingen könnte.

Orchester muss im nördlichen Ruhrgebiet noch bekannter werden

Auch eine bessere Vernetzung von Angeboten im Opern- und Konzertbereich kann er sich gut vorstellen, Programme könnten sich gut aufeinander beziehen. Auch die Pädagogen beider Institutionen könnten Produktionen gemeinsam vorbereiten und vermitteln. Die Oper müsste nicht ohne ihren bisherigen Chefdirigenten auskommen: „Ich wäre hier weiter stark verankert.“

Von der Notwendigkeit, neue Wege zu beschreiten und neues Publikum zu erreichen, sind auch MiR-Intendant Michael Schulz und MiR-Geschäftsführer Dieter Kükenhöner überzeugt. Kükenhöner: „Die Sinfoniekonzerte im Musiktheater haben im Durchschnitt weniger als tausend Besucher an zwei Abenden.“ Zu wenige. Kükenhöner: „Das Orchester muss im nördlichen Ruhrgebiet noch bekannter werden, die Träger müssen wissen: Der Betrag fürs Orchester lohnt sich.“

Schulz betont zudem: „Das Musiktheater und das Orchester sind keine Konkurrenten.“ Sollte Baumann als GMD zur Philharmonie wechseln, sollte, so Schulz, sein Nachfolger am MiR auf jeden Fall ein echter Teamplayer sein.