Gelsenkirchen.. Das Frühjahrsgeschäft haben viele Gärtnereien wegen des zu kalten Frühjahrs mittlerweile so gut wie abgeschrieben. Aber auch mit den Sommerblühern wird es immer schwieriger. Es gibt nicht genug Platz für alle in den warmen Gewächshäusern.
3500 Primeln hat Thomas Seppelfricke schon auf den Kompost geworfen, gerade mal 800 verkauft. Mit den Stiefmütterchen und Hornveilchen ist es dem Gärtnermeister nicht anders ergangen. Die sind zwar weniger kälteempfindlich als Primeln, aber schöner macht der Frost auch sie nicht. Und vor allem können sie draußen gar nicht gepflanzt werden. Die Erde ist knallhart.
Auf dem Friedhof hatte sein Team schon angefangen, Beete bunt zu bepflanzen – und schließlich die Arbeit abgebrochen, als der Frost gar nicht weichen wollte. „Wir sind ein Fachbetrieb. Wenn wir das Grab bepflanzen, obwohl wir wissen, dass die Pflanzen erfrieren werden, werden die Kunden das nicht gut finden. Wir können es nur falsch machen. Wenn wird nicht pflanzen und das Wetter wird plötzlich doch besser, ist es auch nicht richtig.“
Gewächshäuser sind überfüllt
Seit 1984 zieht der Gärtnermeister in den Gewächshäusern an der Hochkampstraße fast alle Pflanzen, die er verkauft, selbst. Mit elf Mitarbeitern in Vollzeit. „Aber die kommen jetzt ja gar nicht zum arbeiten. Die Floristen haben nichts zu tun, weil die Kunden nicht kommen. Die Friedhofsgärtner können nichts pflanzen, weil die Erde gefroren ist. Und in den Gewächshäusern geht es auch nicht voran, weil wir einfach keinen Platz haben, um die 15.000 Begonien zu vereinzeln, die dringend auseinandergerückt werden müssen.“ Auch die Geranien, Petunien und Margeriten wachsen schon ineinander, weil sie so dicht stehen.
Normalerweise würde ein Teil bereits in anderen, weniger warmen Gewächshäusern abgehärtet, um sie ans Auspflanzen im Mai gewöhnt zu werden. Bis zu minus zwei Grad würden sie jetzt schon aushalten. „Aber jetzt wird es ja nachts minus zehn Grad kalt. Und wenn da nur ein Lüfter für eine halbe Stunde ausfällt, würden alle erfrieren. Das kann ich nicht riskieren,“ klagt Seppelfricke.
Stauden sind noch im Winterschlaf
Er hat noch mehr Probleme als das – abgesehen von den drei Sonnentagen Anfang März – ausgefallene Geschäft mit den Frühlingsblühern. Die Energiekosten sind wegen der Kälte und den im Januar und Februar komplett ausgefallenen Sonnenstunden explodiert.
Ein Sorgenkind ist auch die Bundesgartenschau in Hamburg, bei der er ab 18. April pflanzen soll. Doch der Ahorn, den er pflanzen wollte, schlägt noch nicht aus, die Stauden sind noch im Winterschlaf und die Bodendecker können noch nicht abgehärtet werden. Zwar steht er mit dem Problem nicht allein da, mit den Kosten aber schon. Es ist so schlimm, dass er ernsthaft überlegt, die Eigenproduktion zurückzufahren bzw. einzustellen. Was auch bedeuten würde, Mitarbeiter zu entlassen.
Branche klagt über Einbrüche um die 50 Prozent
Die ganze Branche ächzt unter der Kälte. Bei 50 Prozent liegen die geschätzten Verluste, bedingt durch geringeren Absatz und hohe Energiekosten. Rund drei Wochen liegt die Natur zurück, aufholen lässt sich das kaum. Und auch die finanziellen Verluste beim Frühjahrsgeschäft sind schwer aufholbar. Mancher, dessen erste Primeln erfroren sind, wartet lieber auf die Sommerblumen. Auch bei der Obstblüte wird es Verzögerungen geben.
Weniger hart haben die Temperaturen Unternehmen wie Schley’s Blumenparadies getroffen. Zwar gab es auch hier Absatzeinbußen bei Frühblühern. „Aber wir produzieren nicht selbst, sondern handeln nur. Wir kaufen täglich ein und können uns so auf die Temperaturen einstellen. Die Produzenten können ja jederzeit liefern. Außerdem können wir manches mit unserem Boutiquebereich und den Zimmerpflanzen ausgleichen können,“ erklärt Schley-Geschäftsführer Klaus Brinkmann.
Der jüngste Agrarwetterbericht hat für Karfreitag und Samstag übrigens leichten Schneefall in der Nacht prognostiziert...