Gelsenkirchen.. Drei mal 50.000 Euro, drei Orte, drei Treffen an drei verschiedenen Tagen: Rund um die Blumendelle im Stadtteil Schalke soll’s schöner werden. Noch schöner: Die Anwohner sollen mit entscheiden, wie sie sich die Gestaltung vorstellen.

Das Stadtteilbüro Schalke mit Sitz an der Luitpoldstraße 50 hat die Menschen im Quartier gezielt zum Beteiligungsverfahren eingeladen. Weil sie mit der wachsenden Attraktivität in ihrem Wohnquartier auch zufrieden sein sollen.

Zur Aufwertung der Wohnverhältnisse, Steigerung der Aufenthaltsqualität und Stabilisierung der sozialen Strukturen werden bereits seit 2008 Projekte zur Stadtteilerneuerung umgesetzt. Im dicht besiedelten und bebauten Stadtteil leben etwa 20.000 Menschen auf einer Fläche von ca. 300 Hektar. Obendrein einer Fläche mit wenig Grün.

Als das Team des Stadtteilbüros, allen voran Projektleiterin Gisela Sichelschmidt, die Arbeit aufnahm, stand das Ziel im Raum: Das Leben im Stadtteil soll bunter und vielfältiger, die Wohnverhältnisse attraktiver, Straßen und Plätze umgestaltet, Schulhöfe und Kita-Anlagen schöner werden. Auf dem Programm stand ferner die Unterstützung der Hausbesitzer bei Modernisierungsmaßnahmen, Fassadengestaltung oder Erneuerung der Wohnungsbestände. Inzwischen wurden bereits 3,8 Millionen Euro für Stadtteilerneuerungsprojekte bereit gestellt. Im Quartier Blumendelle geht’s nun weiter. Marco Szymkowiak, im Stadtteilbüro für Projekte im Bereich Bau- und Wohnungswirtschaft, und Gisela Sichelschmidt hatten nach den Terminen dieser Woche einen Blätterstapel mit Bürger-Vorschlägen im Gepäck. Diese sollen in die Planungen einfließen.

Spielplatztristesse soll verschwinden

Etwas Gutes aus Anwohnermund vorab: „Kinderlärm ist normal. Ich finde das schön.“ Das ist selten in Zeiten, wo sich Ältere über Nachwuchs-Akustik eher beklagen. Ansonsten ist der Spielplatz Blumendelle, zu erreichen über den unfreundlichen und unbeleuchteten Durchgang des Hochbunkers, zurzeit optisch nichts Gutes. Deshalb ist beim Ortstermin auch der Kinderbeauftragte Mitte, Jens Stebel, vor Ort, um von den jungen Benutzern zu hören, was sie sich auf der knapp 1000 Quadratmeter großen Fläche in Hinterhoflage wünschen. Eins ist klar: Der Sand „ist auf“ und einen Kinderwagen schiebt frau oder man nicht unbedingt gern zur Bank am anderen Ende. Die orangefarbene Wippe sieht noch ganz okay aus. Ansonsten schreit’s hier nach Verschönerung. Eine ältere Dame aus dem Nachbarhaus des Hochbunkers hat die „Schlüsselgewalt“, schließt abends ab, wenn die Kinder weg sind, und morgens um Neun wieder auf. Problematisch, sagen sie und andere Nachbarn: „Es gibt in Schalke wenig Aufenthaltsmöglichkeiten für Jugendliche.“ Also würden die sich hier aufhalten – und das nicht unbedingt zur Freude anderer...

Da bietet sich das Engagement des Studenten Malte Lehnert (24) an. Der leitet zurzeit eine Graffiti-AG an der Antonius-Schule. Und schlug vor, die Rückseite des Bunkers zur legalen Graffiti-Fläche für Jugendliche zu machen. Was auch die Tristesse des Bolzplatzes überstrahlen dürfte.

Hundehaufen ärgern die Anwohner

2„Quartierspark Blumendelle“ klingt übertrieben, aber vielleicht liegt das am Ist-Stand des grünen Fleckchens im Einmündungsbereich zur Liebfrauenstraße: Eingerahmt von viel zu lange nicht mehr geschnittenen Sträuchern liegt da eine Hundewiese mit entsprechenden „Markierungen“ unter winterlich grauem Schalker Himmel. Das soll sich ändern: Wege, Beleuchtung, Gestaltung sind vorgesehen. Und endlich der lang ersehnte Hundehaufenbeutel-Spender samt Papierkorb zur Entsorgung derselben. Das hatte eine Anwohnerin dem Stadtteilbüro längst vorgeschlagen. Bald kann sie Hundebesitzer nicht mehr nur freundlich auffordern, die Haufen von Fiffi zu entfernen, sondern auch gleich sagen wie. Aber nicht nur Hunde sind’s, die den Anwohnern die Laune verderben beziehungsweise die Schuhe verdrecken.

Die Leute zeigen auf die Hauseingänge: Kippen und Kronkorken, achtlos weg geworfen. Da ist es eigentlich kein Wunder, dass Gisela Sichelschmidt beim Thema Bänke für den „Quartierspark“ höfliche aber deutliche Ablehnung erlebte. „Die Idee ist total super, aber dann haben wir die Szene hier“, hieß es.

Wie für alle Projekte gilt: Beim wiederholten Treffen werden Anwohner-Ideen in die Pläne eingearbeitet sein und erneut beraten

Gemeinsam gärtnern im neuen Innenhof

3An diesem Projektort wird sich optisch am meisten verändern: Denn die maroden Häuser Münchener Straße 44/46 werden im September, so die zeitliche Planung, dem Erdboden gleich gemacht. Erde ist auch die symbolische Brücke zum Innenhof-Konzept „Gemeinsam gärtnern“, das Adriane Haberer vom beauftragten Planungsbüro Basta den Anwohnern in der Kita Blumendelle vorstellte. Die Grundidee sei, eine gärtnerische Fläche für die Bewohner anzulegen, die diese bepflanzen und die Aufsicht in Eigenverantwortung übernehmen können.

Für eine Parzellierung reiche die insgesamt nur 300 Quadratmeter große Fläche, auf der noch andere Dinge wie zum Beispiel ein Funktionsbereich und eine Obstwiese entstehen sollen, nicht aus. Grundsätzlich begrüßten die Anwohner diesen Plan – zwei Frauen erklärten auch gleich ihr Interesse an der Beetbepflanzung. Allerdings kamen auch hier Bedenken auf: Was ist, wenn Hunde hier „machen“? Ein komplettes Abschließen der Fläche, wie es vorgeschlagen wurde, wird es nicht geben. Warum, erklärte Gisela Sichelschmidt: „Diese Fläche entsteht mit öffentlichen Geldern und kann nicht zum Privatraum erklärt werden.“ In dem „mindestens teilöffentlichen Innenhof“ könnte man, hieß ein Vorschlag, doch Hochbeete anlegen. „Das ist für Ältere gut und die Hunde kommen nicht aufs Beet.“ Das steht ebenso im Ideen-Katalog wie eine Picknick-Ecke, ein Hundeverbotsschild sowie eine pflegeleichte Bepflanzung.

Letzteres schlug eine Anwohnerin vor, die davor warnte, die Arbeit zu unterschätzen. Und wenn jemand im Urlaub oder unpässlich sei, müsse sich ein anderer kümmern. Nächster Treff ist im Mai.