Moderatorin Angelika Nehm zeigte sich äußerst angetan: „Gelsenkirchen ist auf diesem Gebiet wirklich ganz besonders engagiert. Ich bin schon sehr beeindruckt.“

Das sagte sie auch mit Blick auf die Unterstützung der Seniorenarbeit durch die Politik und Oberbürgermeister Frank Baranowski. Auch der städtische Seniorenbeauftragte Dr. Wilfried Reckert spürte das symbolische Schulterklopfen. Von auswärts angereiste Teilnehmer der Tagung „Teilhaben. Engagieren. Gestalten.“, bei der die Gelsenkirchener Erfahrungen zu Ermöglichungsstrukturen bürgerschaftlichen Engagements Älterer im Fokus standen, haben ihm bescheinigt: „Das Gelsenkirchener Engagement ist vorbildlich.“

Feste Strukturen schaffen

An die 125 Teilnehmer haben im Plenum gesessen – womit der Saal des Bildungszentrums an seiner Kapazitätsgrenze angekommen war. Mit dem bisher Erreichten – dazu gehört etwa das Seniorennetzwerk mit quartiersnahen Anlaufstellen, Seniorenvertreter und Nachbarschaftsstifter oder aber die ZWAR-Gruppen (ZWischen Arbeit und Ruhestand) und die Konferenzen „Älter werden in . . . – ist es für Reckert noch nicht getan. „Was hier an Strukturen entstanden ist und noch entsteht, soll tragen“, wünscht er sich. In seinem Thesenpapier beschreibt er differenzierter, welche Bedeutung tragfähige Strukturen haben: „Wenn es darum geht, Menschen zu gewinnen, die nicht die klassischen Engagierten sind, also Menschen, die finanziell nicht so gut ausgestattet sind, die bildungsbenachteiligt sind, die eine Zuwanderungsgeschichte haben, dann braucht es feste Strukturen, braucht es Regelmaß und langen Atem.“ Die Erfahrung, nicht zu jenen zu gehören, auf deren Stimme geachtet wird, lasse sich nicht von einem auf den anderen Tag beseitigen: „Es ist nicht so leicht, auf die Frage: ,Bin ich hier richtig?’ mit einem festen ,Ja’ zu antworten.“ Feste Strukturen sind laut Reckert in einer „Stadt des langen Lebens“ auch nötig, wenn es um die Übergänge vom Erwerbsleben und/oder der Familienarbeit zur Hilfsbedürftigkeit geht. „Hier ist es besonders nötig, dass Menschen den Anschluss an die Stadtgesellschaft nicht verlieren, nicht der Teilhabe verlustig gehen.“

Fast ein halbes Jahrhundert umfasst die Zeitspanne der Älteren ab 50. In der Gemeinschaft, so Reckert, könne man lernen, sein eigenes Alter zu gestalten. Aus seiner Sicht steht die Seniorenarbeit noch vor einer weiteren großen Herausforderung: Die Möglichkeit der Teilhabe älterer Menschen mit Einschränkungen. Reckerts Devise: Isolation schwächt, also Gemeinschaften stärken.