Gelsenkirchen.

Ikarus wollte einst hoch hinaus und stürzte tief. Die Kölner Künstlerin Helga Elben setzt sich seit vielen Jahren in Grafiken, Collagen, Malerei und Plastik auf die Spur des menschlichen Höhenflugs und holt den griechischen Mythos rund um den verunglückten Drang gen Sonne mitten hinein in die Gegenwart.

Das Kunstmuseum Gelsenkirchen widmet sich dem Werk der 1930 in Wetter geborenen Künstlerin nun unter dem Titel „Forschen Fliegen Schweben Fallen“.

Die Geschichte von Ikarus und Dädalus reflektiert das ewige Drama von der Hybris, der Anmaßung des Menschen, sich als Subjekt gegen den Kosmos behaupten zu wollen, nicht selten getrieben von ungeheurer Technikgläubigkeit.

Blinde Technikgläubigkeit

Der Mythos erzählt von Dädalus, der für sich und seinen Sohn Flügel konstruierte. Der übermütige Ikarus aber wollte zu hoch hinaus, die Sonne zerstörte das Wachs seiner Flügel, er stürzte ab. Helga Elben, die an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg studiert hat und sich bis zur Pensionierung als Kunsterzieherin engagierte, gilt die Figur des Ikarus als tragische Figur, als Sinnbild menschlichen Schöpferdrangs. Mitte der 90er entdeckte sie das vielschichtige Thema für sich und spürt ihm in nicht minder facettenreichen Werken nach.

Helga Elben ist eine technikaffine Künstlerin und dokumentiert in ihrem Schaffen gleichermaßen künstlerische und ingenieurwissenschaftliche Kreativität. Über Ikarus sagt sie: „Der hat viel mit den Menschen von heute zu tun, die mit großer Zielstrebigkeit vieles wollen, ohne sich Gedanken über die Folgen zu machen.“

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die zwei Meter hohe, kinetische Edelstahlplastik „Ikarus“, die mit ihren beweglichen Flügeln aus unterschiedlichen, flatternden Lochstahlflächen an den fliegenden Menschen erinnert. Daneben sind kleinere Objekte zu sehen. Die oft collagierten, farblich zurückhaltenden Bilder sind narrativ und laden mit ihren Zeichen, Symbolen, kurzen Texten zu Assoziationen ein. „Es geht in meinen Bildern um Fantasie, die ins vergangene und gegenwärtige Leben hineingehen will“, sagt die Künstlerin.

Ikarus flog bis an den Lido

Die Arbeiten tragen Titel wie „Aufbruch am Morgen“, „Ikarus fliegt“ oder „Fliegen, nicht flattern.“

Das Gelsenkirchener Kunstmuseum besitzt übrigens schon seit 2008 eine Plastik von Helga Elben, eine Schenkung. „Schon damals war klar, dass wir einen größeren Ausschnitt des Werks zeigen wollen“, erinnert sich Museumsdirektorin Leane Schäfer an erste Kontakte mit der Kölnerin.

Deren Werk war bereits in vielen Ausstellungen vertreten, der größte Erfolg aber war sicherlich die Teilnahme an der „Venezia Open 8“ in Venedig. Da flog der stählerne Ikarus bis an den Lido.