Gelsenkirchen.

Die Hände auf dem Rücken mit Kabelbinder gefesselt, so lassen zwei bewaffnete Räuber Sparkassenmitarbeiter und Kunden am frühen Morgen des 8. Oktober 2012 in der Filiale an der Horster Straße zurück.

125.000 Euro Beute haben die Männer gemacht. Zu dem Zeitpunkt wissen die Täter noch nicht, dass sie schon eine gute Stunde später der Polizei in Essen Haarzopf ins Netz gehen würden.

Verfolgung quer durch das Ruhrgebiet

In ihrem schwarzen Pick-Up findet man bei der Festnahme außerdem fünf scharfe geladene Waffen. Bevor es soweit war, gab es eine spektakuläre Jagd quer durchs Ruhrgebiet. Verfolgt von Polizeifahrzeugen mit Blaulicht und Martinshorn, vom SEK und von Hubschrauber „Hummel VI“ , fuhren Günter B. (58) und Detlef W. (54) aus Essen im Pick-Up vorneweg. Seit gestern nun stehen die beiden Männer wegen schweren Raubes vor dem Essener Landgericht.

So dramatisch, wie man es sich vorstellen mag, scheint die Jagd nicht gewesen sein. Sebastian Lau (34), der den Räubern als erster im Polizeiwagen folgte bezeichnet die Fahrweise der Männer vielmehr als „abgeklärt und ruhig.“ Sie seien nicht „geheizt.“ Eher beschaulich klingt es, wenn Lau vom „ zügigen Mitschwimmen im Verkehr“ spricht, von einer Geschwindigkeit zwischen 120 und 140 auf der Autobahn.

Echte Gefährdung will er auch nicht gesehen haben, als der Pick-Up bei Rotlicht über Ampeln fuhr. Die Angeklagten sind geständig und voller Reue. Der vorbestrafte Schrotthändler Günter B. saß ebenso wie der bislang unbescholtene Kaufmann auf einem großen Schuldenberg. Sie sahen ihren einzigen Ausweg im Raub. Die Betroffenen in der Bank litten Todesangst, haben es bis heute nicht wirklich verarbeitet.

Die Angeklagten entschuldigen sich. „Das war nicht meine Absicht“, beteuern beide. „Na ja“, meint Richterin Jutta Wendrich-Rosch skeptisch, viel Fantasie hätte man nicht gebraucht, um sich vorzustellen, dass Leute darunter leiden.