Gelsenkirchen. .
Wenn der Oberbürgermeister 120 Rosen an Frauen verteilt, könnte man meinen, es sei Valentinstag. Aber nein – Denn anlässlich des internationalen Frauentages hat OB Frank Baranowski (SPD) am Sonntag zum (Rosen-)Empfang in den Kulturraum „die flora“ in der Altstadt eingeladen.
Den Gästen wurde ein abwechslungsreiches Programm geboten. Der Oberbürgermeister plädierte für mehr Frauen in Führungspositionen. Die Direktorin des Regionalverbands Ruhr (RVR), Karola Geißel-Netthöfel, warnte davor, dass immer mehr junge, gut ausgebildete Frauen aus der Region abwandern, weil es offenbar zu wenig attraktive Jobchancen gebe.
Auftritt der „Ruhrpott-Diva“
Und „Ruhrpott-Diva“ Maegie Koreen sorgte mit Chansons zum Thema für musikalische Unterhaltung. Der Tag sollte gefeiert werden, allerdings „wollen wir auch die Problemlage nicht aus den Augen verlieren“, betonte Gleichstellungsbeauftragte Gaby Schäfer zu Beginn der Veranstaltung. Neben dem noch nicht ausgeglichenen Arbeitsverhältnis zwischen Männern und Frauen in Führungspositionen benannte Oberbürgermeister Frank Baranowski deshalb noch ein weiteres Problem: die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. „Wenn im Sommer Rat und Verwaltung ins Hans-Sachs-Haus zurückkehren, dann wird es dort ein Eltern-Kind-Büro geben“, sagte er. Danach warf Karola Geißel-Netthöfel vom RVR den „weiblichen“ Blick auf die Region. „Ich war nie eine Verfechterin der Frauenquote“, begann sie. „Aber ohne Quote geht es nicht“, erklärte sie dann. Für diese Aussage erntete die Regionalverbands-Direktorin viel Beifall vom weiblichen Publikum. Darüber hinaus sprach sie Themen wie Mobilität, Barrierefreiheit oder Rentenlücken an. Ansprachen zur Arbeitsplatz-Situation für Frauen und eine zu geringe Bezahlung in „Frauenjobs“ fanden besonders viel Anklang bei den Gästen. So schien Sängerin Maegie Koreen den anwesenden Frauen mit ihrem „Chanson vom Geldverdienen“ aus der Seele zu sprechen.
Gut ausgebildete Frauen ziehen weg
Der Empfang war jedoch nicht nur Anlass, über den aktuellen Stand der Gleichstellung zwischen Mann und Frau zu diskutieren. Er wurde vor allem auch dazu genutzt, sich über eine gemeinsame Umsetzung der Pläne auszutauschen. „Es ist seit längerem bekannt, dass gut ausgebildete Frauen aus der Region wegziehen. Es reicht aber nicht zu sagen, dass wir das wissen. Es muss gehandelt werden“, brachte es Silke Ossowski von der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen auf den Punkt.
Veranstaltungen
Auch das Gelsenkirchener Frauennetzwerk hat am Wochenende einen Beitrag zum Internationalen Frauentag geleistet. Unter dem Motto „Frauen-Zukunft braucht Arbeitsplätze und mehr …“ hat das Bündnis aus Gewerkschafts- und Parteifrauen in der Innenstadt am Preuteplatz zu einer Straßenaktion aufgerufen. Gleichberechtigung gebe es bislang nur auf dem Papier, hieß es. Auf der Themenagenda des Frauennetzwerkes standen vor allem die Forderungen nach Vollzeitarbeitsplätzen für Frauen, Entlastung der Familie durch mehr Kita-Plätze und mehr Engagement im Kampf gegen Sexismus.
Unterwegs waren auch die DGB-Frauen und Mitarbeiterinnen des DGB-Hauses der Jugend. Die Gruppe „Samba Kowski“ aus Essen sorgte mit fetzigen Rhythmen für Aufmerksamkeit. Mit Plakaten marschierten DGB-Frauen und Demonstrantinnen über die Bahnhofstraße und verteilten Rosen an Passantinnen und Mitarbeiterinnen der anliegenden Geschäfte. Mit ihren Plakaten wollen die DGB-Frauen auf die Problematik der Minijoberinnen aufmerksam machen.
Denn: Die Möglichkeit einer „Gehaltserhöhungen” von 400 auf 450 Euro klinge positiv, sei jedoch eine Täuschung. Von geringfügigen Beschäftigungen könnten Frauen nicht leben und stünden später - nämlich im Alter - vor der sicheren Armutsfalle.