Gelsenkirchen. Im Wissenschaftsparkt wurde Donnerstagabend eine Ausstellung anlässlich des 150-jährigen Parteigeburtstages in diesem Jahr eröffnet. Die Gelsenkirchener Genossen haben die Wanderausstellung der Bundespartei mit heimischer Historie ergänzt.
Die sozialdemokratischen Enkel und Urenkel haben sich fein gemacht. Abgeordnete, aktuelle und ehemalige Mandatsträger, Funktionäre und Basismitglieder feiern Donnerstagabend im Schatten geschichtsträchtiger Ausstellungswände im Wissenschaftspark, zwischen historischen Ereignissen und Konterfeis der Großen ihrer Partei, den Auftakt der Jubiläumsaktivitäten. 150 Jahre alt wird die älteste Partei Deutschlands.
Aktuell 3500 Mitglieder stark ist Gelsenkirchens SPD, eine Partei, die wie keine andere die Stadt geprägt hat, in deren Blütezeit über 50 000 Bergleute Beschäftigung hatten. Daran erinnern Parteichefin Heike Gebhardt, MdL, und der Jubiläumsbeauftragte der Genossen, Sebastian Watermeier.
Watermeier, selbst Historiker, hat gemeinsam mit dem Leiter des Instituts für Stadtgeschichte, Prof. Dr. Stefan Goch, und weiteren Leuten die inhaltliche Gestaltung der zehn lokalen Geschichtstafeln übernommen. 20 weitere Wände sind für vier Wochen vor Ort: Es ist die Wanderausstellung der Bundespartei zum Jubiläum. Sebastian Watermeier: „Wir haben eine chronologische Gestaltung versucht und unsere Wände zwischen die der Wanderausstellung platziert. So können Betrachter vergleichen, was sich während der großen Ereignisse hier bei uns abgespielt hat.“
Ferdinand Dieckmann in Paris
Große Persönlichkeiten der Gelsenkirchener SPD-Geschichte sind nicht nur für ihn und die SPD-Chefin Ferdinand Dieckmann sowie Alfred und Margarethe Zingler. Beim Zusammentragen heimischer Parteigeschichte sei es doch überraschend gewesen, zu entdecken, dass Gelsenkirchen nicht unter ferner liefen lief, meint Gebhardt eingedenk der Rolle, die beispielsweise der Ückendorfer Bergmann Ferdinand Dieckmann spielte.
Der Kumpel spielte eine führende Rolle im großen Bergarbeiterstreik Ende der 1880er Jahre und war eine zentrale Figur im Streikkomitee für das Ruhrgebiet. Auf dem Höhepunkt des Arbeiterkampfes um gerechte Löhne und die acht Stunden-Woche, an dem sich fast 100 000 Bergleute an der Ruhr beteiligten, fand im Juli 1889 in Paris ein internationaler Arbeiterkongress statt. 82 Deutsche reisten nach Frankreich. Einer von ihnen: Ferdinand Dieckmann. Als Vertreter der Bergarbeiter berichtete er den Genossen vom Arbeiterkampf in der Heimat.
Zwei tragende Säulen der Gelsenkirchener Sozialdemokratie während der Nazi-Diktatur waren Al-fred und Margarethe Zingler. Der Journalist bei der sozialdemokrati- schen Zeitung „Volkswille“, die 1933 verboten wurde, war aktiv in der SPD und in Arbeiterkultur-organisationen, seine Frau engagierte sich in der sozialdemokratischen Frauenbewegung und der Arbeiterwohlfahrt. Im Exil in den Niederlanden spielten die Zinglers später eine wichtige Rolle bei der Unterstützung des Widerstands. Die Nazis spürten sie auf und verurteilten Alfred Zingler zum Tode. Er wurde im August 1944 hingerichtet. Margarethe Zingler wurde von den Alliierten aus dem Zuchthaus befreit und setzte sich nach ihrer Rückkehr in Gelsenkirchen für Demokratie ein. Sie starb 1973 im Alter von 87 Jahren.
Ihre Namen prägen die Stadt.
Die Gründerjahre der Sozialdemokratie
Der runde geburtstag der SPD stützt sich auf die Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV) durch Ferdinand Lassalle am 23. Mai 1863 im Leipziger Pantheon. 1869 dann gründeten August Bebel und Wilhelm Liebknecht in Eisenach die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP).1875 schlossen sich ADAV und SDAP zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP) zusammen. 1890 schließlich, nach dem Außerkrafttreten des Sozialistengesetzes, änderte die Arbeiterpartei ihren Namen in Sozialdemokratische Partei Deutschlands.