Gelsenkirchen. . Gemeinsam mit der Folkwang Universität der Künste präsentiert das Musiktheater im Revier ab kommenden Freitag ein hochmodernes Musical, das seine erzählerischen Wurzeln allerdings bei Wedekind, also vor 110 Jahren hat. Es geht um das „Frühlings Erwachen“, das hier von Folkwang-Absolventen gemeinsam mit MiR-Profis mit kontrastreicher Live-Musik von Schlagzeug, Bass und Keyboard sowie Violoncello und Harmonium präsentiert wird.

Das Durchschnittsalter von Musicalbesuchern im Musiktheater könnte in den nächsten Wochen auffällig sinken. Jedenfalls wenn es gelingt, neben den ohnehin MiR-Interessierten die potentielle Zielgruppe zu erreichen. „Spring Awakening“ steht ab kommendem Freitag, 15. März, auf dem Spielplan des MiR im Kleinen Haus.

In einer Kooperation der Folkwang Universität der Künste in Essen und Mitgliedern des Musiktheaters-Ensembles wird Frank Wedekinds Kindertragödie „Frühlings Erwachen“ von 1891 in einer modernen Musical-Variante mit Rock und Popmusik zu sehen sein. Die Musik stammt von Duncan Sheik, Buch und Liedtexte von Steven Sater. Die Uraufführung des Musicals 2006 fand am Off-Broadway statt. Es bekam acht Tony Awards, vier Drama Desk und einen Grammy Award.

Bürgerliche Sexualmoral vorgeführt

Wedekind führte mit seiner Tragödie die bürgerliche Sexualmoral und den daraus resultierenden Druck auf junge Pubertierende vor. Und so dauerte es denn auch elf Jahre, bevor jemand wagte, es auf die Bühne zu bringen; das Max-Reinhardt-Theater in Berlin.

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In Wedekinds Geschichte geht es um die 14-jährige Wendla, die von der Mutter vor lauter Moral nicht aufgeklärt wird und die daher völlig ahnungslos schwanger wird. Ein sensibler Junge namens Moritz nimmt sich das Leben, als er in der Schule nicht versetzt wird. Wendla stirbt bei der Abtreibung, zu der die Mutter sie gezwungen hatte. Und ihr Freund ringt auch mit Selbstmordabsichten, bevor das Leben selbst ihn von sich überzeugt. An Dramatik mangelt es also nicht in dem Stück, an das sich die Musicalgeschichte in weiten Teilen hält.

Ausbrüche mit musikalischer Unterstützung

Die Musik bricht die erzählte Geschichte jedoch bewusst immer wieder auf, kündigt Wolfgang Türks an, der für die Inszenierung verantwortlich ist. Es gebe in seiner Inszenierung zwar groteske Szenen, auch manches zum Schmunzeln – beides sei jedoch auch schon bei Wedekind angelegt gewesen, betont der renommierte Musicaldarsteller und -regisseur. Die Not der Figuren werde dabei immer ernst genommen.

Eine Rockband – Folkwang-Musiker – mit Gitarren, Schlagzeug und Keyboards unterstreicht mit harten Rhythmen die Ausbrüche, die die Pubertierenden immer wieder quälen. Kontrastiert werden diese Ausbrüche mit Musik von Violine, Harmonium und Cello – ebenfalls live gespielt. An den Tasten sitzt auch Patricia Martin; die Folkwang Professorin, die dem Musiktheater ohnehin durch diverse Kooperationen als Musikerin und Professorin verbunden ist, hat auch die musikalische Leitung.