Gelsenkirchen.. Joachim Poß ist 64 Jahre alt, sitzt seit 1980 für die SPD im Bundestag und wird im September dieses Jahres erneut für ein Mandat in Berlin kandidieren. Muss Joachim Poß das noch machen? Der Partei-Nachwuchs muss sich noch in Geduld üben.

Es kann nur einen geben, und der heißt: Joachim Poß. 64 Jahre ist er nun schon jung oder alt, wie man es eben betrachten möchte. Und er wird im September erneut in Gelsenkirchen für die SPD als Bundestagskandidat antreten. Schafft Poß den Sprung nach Berlin, und wer zweifelt daran ernsthaft, ist er es wirklich: der Politik-Highlander.

Es gibt Stimmen, die fragen: Muss er das mit 64 eigentlich noch machen? Seit 1980 schon sitzt Joachim Poß ohne Unterbrechung im Deutschen Bundestag. Es gibt ein Foto, eher ein Dokument, auf seiner Homepage, da sitzt er neben Willy Brandt, beide ganz offensichtlich in ein Gespräch vertieft.

Finanzen und Haushalt

In Berlin ist er als stellvertretender Fraktionsvorsitzender zuständig für die Bereiche Finanzen und Haushalt. Geht es um entsprechende Positionierungen seiner Partei mit Blick auf Handlungen des politischen Gegners sind seine Ansagen in Medien oft gefragt. Gerne auch mal mit einem klar formulierten Statement in der Tagesschau.

Aber zurück zur Frage: Muss Joachim Poß das noch machen? Nein, sicherlich nicht! „Die Rente ist durch“, antwortet er selbst mit einem Lächeln. Doch er macht den Job gerne und möchte ihn weiter ausfüllen, „so lange das Interesse, das Engagement und die Energie vorhanden sind“.

Nervenleiden gefährdete Karriere

Damit kommt die Rede auf das Thema Gesundheit, das in diesem Zusammenhang eine wesentliche Rolle spielt. Sechs, sieben Jahre quälte sich der Familienvater mit einer Schmerzkrankheit, einem Nervenleiden, das in ihm bereits die Erkenntnis reifen ließ, seine politische Karriere auf Bundesebene im Jahr 2013 womöglich zu beenden. „Ich habe viel versucht, um wieder gesund zu werden“, sagt Poß. Lange Zeit vergebens, während er ohne Einschränkung seiner Arbeit nachging. Dann, am 18. Januar 2012, folgte doch noch seine persönliche Erlösung: „Ich wurde in der Charité in Berlin operiert, mit Erfolg.“

Stand für Poß zuvor fest, als Kandidat nur anzutreten, wenn er gesund wäre, trat genau dieser Fall jetzt ein. Es folgte die Zeit der Erholung und des Nachdenkens. Anfang März 2012 erklärte sich dann gegenüber dem Unterbezirksvorstand der SPD, der ihn kurz darauf einstimmig nominierte.

Politische Leidenschaft

Ende Oktober wählten ihn die Delegierten mit überwältigender Mehrheit zum Direktkandidaten: 145 von 146 stimmten mit ja, einer enthielt sich. Für Joachim Poß ist das ein starkes Signal aus den eigenen Reihen und für sich selbst hat er ausgemacht, „dass die politische Leidenschaft da ist“.

Und der Partei-Nachwuchs? Der muss sich noch in Geduld üben. „Wäre es nötig gewesen, hätte es sicherlich eine gute Lösung gegeben“, sagt er. „Ich bin nicht unersetzbar.“ Eine Haltung, die ihn ehrt. Im Moment aber kann es bei der SPD offenbar nur einen geben und der heißt: Joachim Poß.