Die Grippewelle hat die Stadt so fest in ihrer Hand wie seit Jahren nicht. Die krankheitsbedingten Ausfälle gehen in die Höhe, die Praxen sind voll. In den Kliniken ist die Situation allerdings vergleichweise enspannt.

Der Winter ist so grau wie seit langem nicht mehr. So selten wie im Januar und Februar zeigte sich die Sonne seit 1951 nicht mehr. Mit der Tristesse steigt der Krankenstand: Die alljährliche Grippewelle hat NRW im Griff. Auch Gelsenkirchen schnieft, ächzt und hustet.

„Schon seit Anfang des Jahres sind die Wartezimmer der Arztpraxen bis oben hin voll. So schlimm war es lange nicht mehr“, verrät Werner Kirchberg, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung für den Bezirk Gelsenkirchen. Anders als zum Beispiel in Dortmund mussten in Gelsenkirchen aber keine Patienten abgewiesen werden. „Das wollen wir natürlich vermeiden. Dann müssen wir halt Überstunden machen“, so Kirchberg, der hauptberuflich seine Hausarztpraxis in Ückendorf leitet.

Auch in den sieben Gelsenkirchener Krankenhäusern ist die Situation nicht so problematisch wie anderswo. „Der Anstieg ist schon spürbar. Zu Personal-Engpässen kam es aber nicht“, beschreibt Corinna Lee die Situation an den Evangelischen Kliniken.

Situation ist unter Kontrolle

Im Marienhospital Buer heißt es: „Die Situation vor allem in der Kinder- und Notfallambulanz ist angespannt, aber nicht dramatisch.“ Keine wesentlichen Engpässe hat man dagegen im Elisabethkrankenhaus in Erle ausgemacht.

Die Krankschreibungen bei den AOK -Mitgliedern haben in letzter Zeit und im Vergleich zum Vorjahr deutlich zugenommen, allein um 20 % in den letzten Wochen, rechnet Pressesprecher Tim Weiß. Die Nachfrage nach Medikamenten und Impfstoffen ist dementsprechend hoch. Doch auch die Apotheker haben die Lage im Griff: „Zu Lieferschwierigkeiten kommt es bei uns eigentlich nie“, erklärt der Gelsenkirchener Apotheker Markus Sommerfeld.

Trotz des hohen Anstiegs an Influenza-Erkrankungen gilt es zwischen einer Grippe und einem grippalen Infekt zu unterscheiden: Die Grippe kommt plötzlich und heftig und wird von starkem Fieber, Glieder- und Kopfschmerzen begleitet. Ein grippaler Infekt baut sich langsam auf, mit Schnupfen, Husten und Heiserkeit sind die Symptome schwächer.

Doch Besserung ist in Sicht: „In den letzten Tagen hat sich die Situation ein bisschen enspannt. Ich denke, das Schlimmste ist überstanden“, zeigt sich Kirchberg zuversichtlich. Auch der Wetterbericht lässt hoffen. Die Meterologen versprechen für die kommenden Wochen Temperaturen über zehn Grad. Und auch die Sonne wird sich wohl mal wieder blicken lassen.