Gelsenkirchen. Warum Unternehmerinnen ihre Firmen bedächtiger führen, manchmal aber mutiger sein sollten: Ein Gespräch mit Birgit Unger, Mitorganisatorin des Unternehmerinnentages NRW.
Immer mehr Frauen gründen eigene Unternehmen. Über Chancen sprach WAZ-Redakteurin Tina Bucek mit Birgit Unger, Mitorganisatorin des Unternehmerinnentages NRW im Wissenschaftspark.
Der Unternehmerinnentag findet in diesem Jahr erstmals NRW-weit statt. Seit Jahren hat er mehr und mehr Zulauf. Wie erklären Sie sich das große Interesse?
Unger: Frauen werden immer mutiger und initiativer. Und sie begreifen, wie wichtig es ist, sich als Unternehmerin zu vernetzen. Der Unternehmerinnentag ist dafür das optimale Forum. Hier trifft man sich untereinander, tauscht Erfahrungen aus, knüpft Kontakte und bildet sich weiter. Wir machen den Tag jetzt zum 13. Mal. Inzwischen kommen jedes Jahr bis zu 700 Interessierte.
Sind Frauen anders als Chefinnen, als Männer als Chef?
Unger: Frauen agieren grundsätzlich bedächtiger und vorausschauender, was große Vorteile hat. Sie gehen keine unnötigen Risiken ein, aber dafür verlieren sie auch nicht so viel. Allerdings hat diese Medaille auch eine Kehrseite: Frauen sind manchmal auch zu wenig risikofreudig. Deswegen steht unser Unternehmerinnentag in diesem Jahr auch unter dem Motto „Wachstum und Zukunft”.
Das heißt, an die richtig großen Dinger trauen sich Frauen nicht ran?
Unger: Sie haben vielleicht eine etwas andere Herangehensweise. Sie werfen das Geld nicht mit vollen Händen zum Fenster raus. Aber Sie haben schon recht: Hier und da könnten sie etwas mutiger sein. Aber dazu soll ja auch unser Treffen dienen: nochmal anzuspornen und zu unterstützen, Wege und Möglichkeiten aufzuzeigen.
In welchen Branchen sind Frauen denn heute vornehmlich unternehmerisch aktiv?
Unger: Das ist immer noch meistens die Dienstleistungsbranche. In kreative Berufe, aber auch im Gesundheitssektor wird kräftig investiert. Was auffällig ist: Frauen arbeiten zwar in kleineren Unternehmen, können deswegen aber auch oft flexibler reagieren. Von der momentanen Krise werden sie vermutlich am wenigsten Blessuren davontragen. Das kann man sich vorstellen wie ein Schnellboot. Das ist zwar kein schwerer Tanker, dafür aber sehr wendig.
Und die klassischen Männerdomänen werden von Frauen immer noch stiefmütterlich behandelt?
Unger: Besonders im Ruhrgebiet ist das produzierende Gewerbe ja sehr männerdominiert. Da kommt erst ganz langsam ein Umdenken rein. Aber es gibt Beispiele. Frauen, die in klassischen Handwerksbetrieben wie Maler oder Tischler ganz eigene unkonventionelle Ideen einbringen und weiterentwickeln etwa. Oder auch ungewöhnliche Geschäftsideen umsetzen. Da kann man inzwischen fast in jeder größeren Stadt in Nordrhein-Westfalen Beispiele finden. Ich hoffe, es werden noch mehr.