Mundorgel-Sänger wussten es schon lange: „Die Wissenschaft hat festgestellt, festgestellt, festgestellt, dass Knackwurst Pferdefleisch enthält. . .“ Nun, bis dato beschränken sich die mit Ross versetzten Lebensmittel zwar noch auf bestimmte fleischhaltige Nudelprodukte, Rindergulasch und Chili con Carne, aber das Ende der Fahnenstange ist ja womöglich noch nicht erreicht. Einer, der auf Pferdefleisch schwört, auch beruflich, ist der Rossmetzger Theo Benten. Die WAZ hat den 51-Jährigen auf dem Wochenmarkt in Buer besucht.

Salami, Mettwurst, Fleischwurst, Pferdeklopse, Fohlenfilet, Roastbeef, . . . die Auslage von Theo Benten ist gut bestückt. Sein Geschäft leide nicht unter dem Pferdefleischskandal, sagt er. „Im Gegenteil: Ich hatte zuletzt sehr gute Märkte.“ Theo Benten wohnt in Dorsten, mit seiner Ross-Metzgerei ist er an der Polsumer Straße in Hassel angesiedelt. 1999 übernahm er den reinen Markt-Betrieb von seinem Vater Wilhelm. Der hatte seinerzeit eine Marktlücke gewittert und war von Geflügel auf Pferd umgestiegen.

„Pferdefleisch ist nicht minderwertig“, kommentiert Benten den seit Tagen die Medien beherrschenden Skandal. Und überhaupt: „Das ist kein Pferdefleischskandal, sondern Etikettenschwindel!“ Pferdefleisch sei sehr mager, habe wesentlich weniger Fett als Rind und zudem mehr Eisen. Mit ähnlich positiven Werten wie Putenfleisch eigne es sich zudem für eine cholesterinarme Ernährung.

Sein Fleisch bezieht Benten von Reiterhöfen und Rennbahnen aus der Umgebung. Entweder ist ein Tier eines natürlichen Todes gestorben oder es musste wegen gravierender Verletzungen – etwa Sehnen- oder Gelenkschäden – notgeschlachtet werden. Diese Verletzungen seien Resultate des Reitsports. „Auf Mast wird kein Pferd gehalten, jedenfalls in Deutschland nicht“, sagt der Dorstener.

Die Tiere töten darf Theo Benten in seinem Betrieb nicht, nur verarbeiten. „Wir sagen ,veredeln’.“ Holt er verletzte Tiere von einem Reiterhof ab, lässt er sie anschließend bei einem Schlachtbetrieb aus der Region töten und „abvierteln“. Dort kauft er auch Fleisch zu. „Ab und zu wird das Fleisch für mich dort auch entbeint“, sagt der 51-Jährige. Die Fleischteile eines Pferdes ließen sich mit denen eines Rindes vergleichen.

Benten war selber lange Zeit Reiter und ist nach wie vor im Reitsport verwurzelt. Auch seine Tochter reitet. „Ich würde nie mein eigenes Pferd verkaufen oder selber essen“, sagt der Metzger. „Ich musste zwar schon Tiere schlachten lassen, aber die habe ich dann zu Kollegen gebracht und gegen anderes Fleisch getauscht.“