Die Argumente der „Kommunikationsprofis“ erscheinen aus wissenschaftlicher Sicht nur schwer haltbar. Öffentlichkeitsarbeit ist keine freiwillige Leistung, sondern eine Pflichtaufgabe (Paragraf 23 Gemeindeordnung). Zu sagen: Print ist out, Online ist in, wäre in meinen Lehrveranstaltungen an der Westfälischen Hochschule nicht der Erkenntnisstand, den ich bei Erstsemestern durchgehen ließe. Erfolg versprechend ist ein verschiedene Zielgruppen bedienender, „crossmedialer Ansatz“, der die Stärken des jeweiligen Mediums nutzt. Das scheint mir berücksichtigt zu werden. Wobei: Lediglich 15 % der Bevölkerung informieren sich über regionale und lokale Ereignisse im Netz.

Es gibt zahlreiche, in der Fachöffentlichkeit beachtete Ansätze, die es erfolgreich vormachen: So bringt etwa die hyperlokale Website „Tegernseer Stimme“ monatlich ein Printmagazin heraus, weil das regionale Online-Portal zu wenig Reichweite generiert. Erst durch das gedruckte Komplementärangebot wurde die Akzeptanz und Leserschaft erreicht, die das Onlineportal überhaupt für Werbekunden interessant machte. Print und Online ergänzen einander nahezu ideal.

Im Übrigen ist es auch Journalismus im bestverstandenen Sinne. Denn dieser soll Dinge einordnen und Zusammenhänge erläutern. Zum Journalismus gehört auch, objektiv und der Wahrheit verpflichtet zu sein. Objektiv wird die neue Stadtzeitung nicht sein können, wie denn auch? Sie wird aus Sicht der Stadt berichten. Eine die Wirklichkeit verbiegende Schönfärberei werden sich mündige Bürger jedoch nicht gefallen lassen. Nicht zu vergessen ist zudem die Wächterfunktion der unabhängigen Gelsenkirchener Medien. Für diese Funktion hat sich die WAZ schon häufig zuständig gefühlt. Gut so! Weiter so!

Wie in Printprodukten üblich, sollte auch die Stadtzeitung ins Internet verlängert werden. Sie wird – soweit ich das den Informationen entnehmen konnte – Fotostrecken anbieten, auf Weiterführendes im Internet verweisen und dabei sicherlich bei gegebenen Anlässen auch auf Bewegtbilder zurückgreifen. Das ist aber ein solcher banaler Standard, dass es „Kommunikationsprofis“ peinlich sein müsste, dies eigens zu betonen. Die positive Wahrnehmung Gelsenkirchens voranzubringen, ist nach wie vor nötig. Jeder Baustein sollte uns hochwillkommen sein.