Gelsenkirchen.

Architektur gibt dem Leben der Menschen in Stadt und Land ein Gesicht. Architektur aus neuen, oft ganz ungewöhnlichen Perspektiven präsentieren zurzeit über 200 Fotografien im Wissenschaftspark Gelsenkirchen. In diesem Gebäude mit seiner außergewöhnlichen Glasfassade zeigen internationale Fotografen ihren ganz persönlichen Blick auf Gebäude in aller Welt. Heimelig einladend sind davon die wenigsten Behausungen.

Der Mensch im Großstadtmoloch

Seit 1995 wird alle zwei Jahre der Europäische Architekturfotografie-Preis vom Verein „architekturbild“ ausgeschrieben. Preisverleihung und erste Ausstellung finden im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt am Main statt. Alle prämierten und ausgezeichneten Fotoserien der letzten beiden Wettbewerbe aus den Jahren 2009 und 2011 stellten nun Peter Liedtke und sein Fotografieprojekt „bild.sprachen“ für die Ausstellung im Wissenschaftspark zusammen.

Der Wettbewerb 2009 stand unter dem Thema „neue Heimat“, der Preisträger Stephan Sahm hintergründig, ironisch und humorvoller ein Gesicht gab. Seine vier Fotos zeigen unter dem Titel „My cage is my castle“ extrem naturferne, quietschbunte Plastikwelten für Goldhamster. Da mag sich manches Tier die alte Heimat zurückwünschen.

Menschenleere Straßenschluchten

Dass es auch Menschen manchmal nicht anders geht, dokumentieren Fotografien vom unwirtlichen Großstadtdschungel, von menschenleeren Straßenschluchten, von kühnen und kühlen Gebäudelinien, von Betonklötzen. Martin Richter zeigt Wohnungsbesichtigungen von Menschen auf der Suche nach der neuen Heimat.

2011 widmete sich der Wettbewerb dem Thema „Dazwischen“. Hier sicherte sich der Fotograf Nils Clauss, einer von insgesamt 269 Teilnehmern, den ersten Platz mit seiner Serie „Urban Natur“. Mit der Kamera spürte er in Seoul sensibel poetischen und skurrilen Brüchen nach zwischen Stadt und Land.

Dawin Meckels „Downtown“-Serie aus Detroit zeigt Menschen in einer verrottenden Stadt, und Dirk Brömmel blickt aus der Zwergenperspektiven an tristen Hausfassaden hoch. Bedrückend und hoffnungsfroh zugleich die Bilder Christoph Seebergers von zähen Pflanzen, die sich unbeirrt ihren Lebensweg durch Schutt und Asphalt bahnen.