Gelsenkirchen. .

Dort, wo damals „auf’m Pütt malocht“ wurde, stehen heute moderne Wohnungen und Spielplätze. Mitten im Wohngebiet erinnern nur noch kleine Zeugnisse an die Zeche Graf Bismarck 3/5. Wirklich viel zu sehen gab es daher auf dem historischen Spaziergang über die Zeche Graf Bismarck nicht. Aber dafür zu hören. Samstagmittag trafen sich rund 20 neugierige Bürger in Erle, um sich ein Stück Gelsenkirchener Geschichte anzuschauen oder auch um in Erinnerungen zu schwelgen. Geführt wurde der Spaziergang von Andreas Pörschke, Vorsitzender des Heimatbundes und Michael Westphal von den „Gelsenkirchener Geschichten“.

Bilder der alten Zeche werden herum gereicht, denn de facto erinnert heute nicht viel an damals. Die Förderung auf der Schachtanlage 3/5 wurde bereits 1959 stillgelegt. Ein ehemaliger Kumpel denkt laut ans Aus, als er die alten Häuser an der Breiten Straße betrachtet: „Als die Zeche damals geschlossen wurde, war das äußerst umstritten. Vorher wurde nämlich noch viel Geld in die Zeche investiert und dadurch erhielten die Besitzer hohe Stilllegungsprämien. Und die Arbeiter bekamen 10 Mark.“

In der Breiten Straße, die ihren Namen trägt, weil sie damals mit 20 Metern wesentlich breiter war als die anderen, findet man noch eine Erinnerung an die Zeche. Dort steht noch ein Teil der Zechenmauer. Und man erkennt auch heute noch deutlich: Die Häuser, in denen die Steigerfamilien lebten, haben mehr Fenster als die Häuser fern der Mauer, in denen die Arbeiter lebten. „Um das einmal zu verdeutlichen: Auf dieser Seite der Straße lebten 18 Steigerfamilien“, erzählt Michael Westphal, während er in die Richtung der Zeche zeigte. Auf der anderen Seite der Breiten Straße, die Richtung Cranger Straße führt, „lebten im Gegensatz 57 Familien.“ Ein Raunen geht durch die Menge.

Der Spaziergang führte ebenfalls am Gelände der TG Erle vorbei. Dort befand sich auch seinerzeit schon ein Sportplatz. Und auch das evangelische Kinderhaus in der Breiten Straße ist ein Teil der Zechengeschichte – damals war es der Zechenkindergarten.

In den 1980er Jahren entstand auf dem früheren Gelände der Schachtanlage Graf Bismarck 3/5 die „Gräfte-Siedlung“. Dort konnten sich viele Gelsenkirchener den Wunsch nach einem Eigenheim erfüllen.

Die alte Bergbauberufsschule, in der speziell die Bergbaulehrlinge der Zeche Graf Bismarck ausgebildet wurden, steht heute noch. Die Betonung liegt aber auf dem „noch“. „Denn das Gebäude wird bald abgerissen“, weiß Westphal. „Schade um die schönen Erinnerungen“, hört man es unter den Teilnehmern raunen.

Info:

Für die Deutsche Erdöl-AG stellte die Graf Bismarck GmbH trotz der Modernisierungen innerhalb des Konzerns den am wenigsten gewinnbringenden Betrieb dar. 1965 förderte die Zeche etwa 2,6 Millionen Tonnen.

Da die hohe Fördermenge eine hohe Stilllegungsprämie versprach, kann der Stilllegungsbeschluss vom 4. Februar 1966 als rein kaufmännische Entscheidung gewertet werden.