Gelsenkirchen.. „Ehrgeizig und manchmal etwas ungeduldig“. So beschreibt Alexander Jobst sich selbst im WAZ-Gespräch. Und dass es sei immer sein Traum gewesen ist, die Geschicke eines Fußballvereins als Vorstandsmitglied maßgeblich mitsteuern zu dürfen. Bei Schalke 04 ist er der Marketing-Vorstand.
Nehmen wir an, auf einer Tafel sind willkürlich die vier Stationen seiner beruflichen Laufbahn notiert: Siemens, Real Madrid, der FC Schalke 04 und die Fifa, der Weltfußballverband. Die preisfreie Spaßfrage lautet: In welcher Reihenfolge würden Sie die Karriereschritte von Alexander Jobst anordnen? Jede Wette, dass viele, die seinen Werdegang nicht kennen, Schalke an eins setzen würden, als Startpunkt.
Am 1. September 2011 beginnt das Engagement des 39-Jährigen Hessen in Gelsenkirchen als Vorstand für den Bereich Marketing. Auf einer Position, die neu geschaffen wird und die für die zunehmende Wertigkeit des Geschäftsbereiches im Verein spricht. Gut anderthalb Jahre sind seither ins Land gezogen. 18 Monate, die ihm vorkommen, „als wäre ich schon drei bis vier Jahre hier“. Als sehr intensiv beschreibt er die Zeit „in diesem großen Club“, dass die Arbeit ihm sehr viel Spaß macht und die Intensität des Jobs überdeckt. Denn: „Es war immer mein Traum, die Geschicke eines Fußballvereins als Vorstandsmitglied maßgeblich mitsteuern zu dürfen.“
Direkt in seinen Aussagen
Ehrgeizig und manchmal etwas ungeduldig sei er, sagt Jobst über Jobst. Was nicht unbedingt die schlechtesten Attribute für einen Marketing-Fachmann sind, der einen Fußball-Bundesligisten mit hohen Finanz-Verbindlichkeiten (ca. 184 Mio. Euro zum 31. Dezember 2011) weiter nach vorne bringen will. Tatkräftig wirkt er, direkt in seinen Aussagen. Authentisch. Genau wissend, was er will, was er kann und welchen Wert Schalke besitzt.
Geholt hat der Club den studierten Sport-Ökonom (Uni Bayreuth), um über das Marketing die Einnahmeseite zu verbessern. Seinen Anspruch formuliert Alexander Jobst jüngst, als er den Deal mit Coca-Cola als neuem Premiumpartner vorstellt: „Um gut 25 Prozent in den kommenden drei bis fünf Jahren.“ Aufbauend auf den 52 Millionen Euro, die Schalke 04 im vergangenen Geschäftsbericht ausgewiesen hat, strebt der Vorstand eine weitere Steigerung um 12 bis 13 auf rund 65 Millionen Euro an. In seinem ersten Jahr sind bereits Marketing-Mehreinnahmen von ca. fünf Millionen Euro erwirtschaftet worden.
Um die erwünschte Größenordnung zu erreichen, baute Jobst vereinsintern neue Strukturen auf. „Basierend auf dem guten Fundament, das es schon gab, als ich kam, möchte ich mit meinem Team eine professionelle Weiterentwicklung der Marke Schalke erreichen“, erläuterte er im WAZ-Gespräch. Die Hierarchie unter den Sponsoren, sagt er, sei nicht sehr ausgeprägt gewesen. Das habe er verändert. Auch steht Jobst für eine Limitierung der Anzahl großer Sponsoren: beim Hauptsponsor, bei der Namensvergabe, bei den Premiumpartnern. „Mein Ziel ist der Aufbau einer soliden und werthaltigen Pyramide für unsere Partner, um weitreichende Exklusivität und Effizienz der Partnerschaften zu garantieren.“
Gleichzeitig ist die Vielzahl von lokalen, regionalen Partnern von großer Bedeutung für den Verein. „Heute und in der Zukunft ist die lokale Verbundenheit auch innerhalb des Marketings für den Verein fundamental wichtig.“
Das Shop-System ausbauen
Jobst, verheiratet und Vater einer Tochter, denkt bei der Weiterentwicklung seines Geschäftsbereiches etwa an den Ausbau der Fanartikel-Shops oder die Optimierung des Online-Shops, um auch im Merchandising noch bessere Zahlen zu erreichen. Das im vergangenen Jahr verabschiedete Leitbild, sagt er betont, sei die Basis für den Markenauftritt. Ebenso das Corporate Design, also das äußere und homogene Erscheinungsbild des Vereins, um ein stimmiges Gesamtbild für Fans und Öffentlichkeit zu erzeugen.
Dass sein Erstvertrag über drei Jahre läuft, ist Jobst natürlich bekannt. Halbzeit also. Wie es weitergeht? Über eine Verlängerung mache er sich aktuell keine Gedanken, sagt er. „Ich gehe davon aus, dass wir zur richtigen Zeit darüber sprechen werden.“ Dass er fortsetzen will, was er begonnen hat, liegt auf der Hand. Mit so viel Engagement, dass seine Familie ihn manchmal schon bremsen muss.
Doch es ist die Arbeit auf Schalke und im Vorstand, die ihn begeistert. Deshalb gibt es, um die Eingangsfrage zu beantworten, auch nur eine logische Karriere-Reihenfolge für Alexander Jobst: Siemens, Real Madrid und die Fifa, ehe er dann dem Ruf der Königsblauen folgte.
Fans sind das wichtigste Gut
„Ich glaube, dass Schalke 04 ein enormes Potenzial besitzt, wie es sonst nur ein, zwei andere Bundesligisten vorweisen können. Daraus können wir für den Verein noch viel Kapital schlagen, wenn wir es richtig machen“, sagt Alexander Jobst.
Ein bedeutender Baustein für die Zukunft seien die Neuen Medien, fügt der Marketing-Vorstand an. Als wäre es ein Reflex des routinierten Dozenten fallen Namen wie Facebook, Google+ und Youtube. Und CRM. Ein Kürzel, das vielen nicht so geläufig sein dürfte, steht für „Customer-Relationship-Management“. Übersetzt bedeutet es so viel wie Kundenbeziehungsmanagement oder, noch reduzierter: Kundenpflege. Diese Form des Beziehungsmarketings verfolgt das Ziel, mehr Fans und vor allem zufriedene Fans für das Unternehmen FC Schalke 04 zu gewinnen. „Eine ideale und reibungslose Verzahnung aller wichtigen Bereiche muss dafür die Basis sein“, beschreibt Marketingexperte Jobst das Vorhaben. Vom Sport bis zum Fan, „der das wichtigste Gut des Vereins ist.“