Gelsenkirchen.

Es ist überraschend, wie viele Klischees von Rockerbanden bei der Lesung von Klaus „Hüpper“ Wagner doch zutreffen. Knast, Prostitution und natürlich die eigene Gang. Das alles hat der 54-Jährige schon erlebt. Zu der Lesung aus seinem Buch „Der Freeway Rider – Mein deutsches Rockerleben“ in der Kaue waren viele Weggefährten gekommen.

Geboren in Wattenscheid ist „Hüpper“ Wagner ein echtes Ruhrpottkind. „Eine Meter von hier entfernt, ging ich zu meiner ersten Schicht auf die Zeche Consol“, berichtet er am Anfang der Lesung. Die Bühne der Kaue, in alter Zechenmanier, ist daher für ihn etwas Besonderes. Dann legt Wagner los. Er beginnt ziemlich am Ende des Buches. „Haftstrafen sind ein Lotteriespiel – du kannst Glück und Pech haben. Denn das Nord-Süd-Gefälle der Strafen fällt unterschiedlich aus.“ So berichtet er über die Ungerechtigkeit der Zeitstrafen. „In Deutschland kann eine Haftstrafe zwischen viereinhalb und elf Jahren schwanken. Alles für dieselbe Straftat.“ Er zählt verschiedene Beispiele auf und kommt zum Entschluss, dass er damals rund acht Jahre umsonst gesessen hat.

Die letzten Tage in Freiheit

Einige Plätze im Saal der Kaue waren noch leer. Die anderen Sitze waren meist mit Rockern der „Freeway-Riders“ gefüllt. Sie alle kannten den Lebenslauf ihres Vorstandsmitgliedes. Als Weggefährten die Lesung kommentieren bitte Wagner das Saallicht anzumachen. „Ach, du warst das! Danke.“ Kommt über die Lautsprecher. In der ersten Hälfte erzählt Wagner von seinen letzten Tagen in Freiheit Ende der 1990er Jahren. Immer wieder durchqueren Episoden den Handlungsstrang. Jemanden, der nicht im Thema ist, fällt es schwer zu folgen. Wagner erzählt, dass er sich stellen will und wägt zwischen den richtigen Momenten ab. „Stelle ich mich hier auf Ibiza, droht mir der Transport nach Deutschland. Das ist so schlimm, dass dir die Transportzeit doppelt angerechnet wird.“ Wieder verstrickt er sich in Geschichten von Gefangenen und in den Vergleich von deutschen und spanischen Gefängnissen.

Als er nun in Wattenscheid auf der Wache ankommt und sich stellen möchte, ist Altweiberfastnacht. „Vor mir steht ein Polizeibeamter mit abgeschnittenem Schlips und sagt ,Jetzt feiern Sie erst einmal Karneval und an Aschermittwoch sehen wir uns wieder’. Aber ich wollte das nicht.“ Ein Lachen geht durchs Publikum. Da will sich schon jemand stellen und die Polizei will ihn nicht. Was Wagner letztendlich verbrochen hat, wird erst später erklärt. Zu diesem Zeitpunkt steht fest: Er wurde hintergangen.