Gelsenkirchen.
Die Lady hat Lust. Sie wird sie sich erfüllen, allerdings nicht mit ihrem Ehemann, sondern mit einem Geliebten. Die Inszenierung der Schostakowitsch-Oper „Lady Macbeth von Mzensk“ von Intendant Michael Schulz bringt die großen Themen der Menschheit von Liebe und Leid, von Macht und Unterdrückung, Mord und Eifersucht in einer gewaltigen, bildopulenten, drastischen Inszenierung auf die Bühne des Musiktheaters im Revier. Die Premiere wurde am Samstagabend heftig umjubelt.
Während Schalke 04 verschoss, traf Schulz mit seiner Sicht auf das nur selten gespielte Werk ins Schwarze. Für den Erfolg sorgte zudem eine Neue Philharmonie Westfalen, die unter Leitung von Rasmus Baumann die vielschichtige, schwierige Partitur mit ungeheurer Sogkraft sehr präsent interpretierte. Sinnstiftender Einfall: eine Blaskapelle, die direkt auf der Bühne einige Szenen begleitete. Der Chor, einstudiert von Christian Jeub, eine begeisternde Größe.
Die weiße, variable Kastenbühne von Dirk Becker ermöglicht dieses zeitlose Spiel, das mit wenigen Requisiten und Alltagskostümen (Renee Listerdal) an ein Russland der Stalin-Ära erinnert. Der ovale Deckenausschnitt wird sich am Ende senken und als Lagergefängnis fungieren.
Yamina Maamar, einziger Gast im großen MiR-Ensemble, singt und spielt in der Kittelschürze mit betörend expressivem Sopran die unbefriedigte Kaufmannsgattin Katerina. Neben den ausgezeichneten Hauptprotagonisten sang und spielte sich William Saetre als „Der Schäbige“ in die Herzen der Zuschauer.
Während sich die Figuren im ersten Teil zu grotesken, bizarren und überzogenen Szenen treffen, dominieren im zweiten die großen, die dramatischen Gefühle. Die Inszenierung spielt ebenso wie die Partitur mit leisen und überaus grellen Tönen, mit ironischem Sarkasmus, derber Komik und überdimensionierter Tragik. Sehenswert!
Infos: 4097-200