Die Zahlen lassen aufhorchen: 384 Fallkonferenzen 2011 – 548 Fallkonferenzen 2012. Was nicht bedeutet, dass die Fälle von Kindeswohlgefährdung ebenso häufig sind. Jugendamtsleiter Alfons Wissmann erklärte in der gestrigen Sitzung des Ausschusses für Kinder, Jugend und Familien: „Jede Meldung über eine mögliche Kindeswohlgefährdung nehmen wir sehr ernst und prüfen, ob da etwas dran ist.“ Seine Devise: „Besser fünfmal umsonst zusammensitzen als einmal zu wenig.“

Um anschaulich zu machen, wie städtische Jugendschützer auf Hinweise reagieren, zeigte Wissmann dem Gremium im Jugendheim Kanzlerstraße den Ausschnitt aus einer WDR-Doku über die Arbeit des Jugendamtes. Was CDU-Sprecher Wolfgang Heinberg anschließend zu der Bemerkung veranlasste: „Es fällt schwer, unter dem Eindruck eines solchen Films Politik zu machen.“ Das ging aber dann doch.

Schließlich hatte Heinberg selbst für die CDU die Anfrage gestellt, die zum ausführlich beleuchteten Thema „Kindernotinseln“ führte. Der Stellungnahme der Verwaltung zu dem 2005 unter Schirmherrschaft des Kinderschutzbundes GE angelaufenen Projekts hatte Wissmann die Dienstanweisung seines Referats zum Schutz bei Kindeswohlgefährdung ergänzend beigefügt. Weil, wie er sagte, Kindern in Not zu helfen eine primäre Aufgabe des Jugendamtes sei. Heinberg machte keinen Hehl daraus, dass er mit dem Erfahrungsbericht nicht zufrieden sei, weil er sich unter anderem Hinweise auf die Inanspruchnahme erhofft hatte. Gudrun Wischnewski (Awo) sagte, aus ihrer Sicht hake das Angebot an einem Punkt: „Wissen Kinder, die in Panik sind, wo sie hin müssen, wo eine Notinsel ist?“ Die gestiegenen Hinweise ans Jugendamt über mögliche Kindeswohlgefährdung sieht sie auch darin begründet, dass Mitarbeiter freier Träger wie der Awo hoch sensibilisiert seien.

Wolfgang Heinberg betonte, er stehe ohne Wenn und Aber hinter den Kindernotinseln, wünsche sich aber, dass mehr Eltern und Erwachsene Verantwortung auch für andere Kinder übernehmen.