Gelsenkirchen.. Der Immobilienkonzern Vivawest betreibt Modems, die Photovoltaik-Daten übermitteln, über den Hausstrom der Mieter. Nachdem er seine erhöhte Stromrechnung bemerkte, legte der Mieter Jürgen Hoge Widerspruch ein und bekam nach zwei Jahren 9 Euro wieder - anders als seine Nachbarn.

Am 12. Mai geht es beim Vivawest-Marathon um reichlich Energie und Kondition. Viel Ausdauer musste auch Vivawest-Mieter Jürgen Hoge aufbringen, um vom Unternehmen für Energiekosten entschädigt zu werden, die er gar nicht verursacht hatte, sondern der Immobilienkonzern selber. Der betreibt nämlich Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern der Siedlung Braubauerschaft. Die Modems, die diese Daten übermitteln, sind aber an den Hausstrom angeschlossen – und die Mieter zahlen dafür.

Jürgen Hoge legte Widerspruch ein und bekam nach zwei Jahren Hartnäckigkeit schlussendlich 9 Euro für den Zeitraum 2009 bis 2011 gutgeschrieben. Dieser Wert entspreche in etwa auch dem tatsächlichen anteiligen Verbrauch des Modems, aber weder seine direkten Nachbarn in dem Vier-Parteien-Haus noch andere befragte Nachbarn in der Stettiner Straße hätten eine Gutschrift erhalten.

Größte Solarsiedlung in Schaffrath

Auf ihre Nachfrage diesbezüglich hin habe man den Hoges bei Vivawest geantwortet: „Die anderen Mieter haben ja keinen Einspruch erhoben!“ Das Ehepaar Hoge geht davon aus, dass die Modems in allen Photovoltaik-Häusern der Siedlung an den Allgemeinstromzähler angeschlossen sind. Allein: Nicht nur in dieser Siedlung betreibt Vivawest solche Anlagen. Im Schaffrath betreibt der Konzern laut Eigenaussage die derzeit größte Solarsiedlung in Deutschland (29 Anlagen auf 63 Gebäuden).

2009 hatte das Unternehmen großflächig Dächer seiner Immobilien in der Braubauerschaft mit Photovoltaik bestückt. Im September 2010 wunderten sich Jürgen Hoge und seine Frau Kirsten über eine erhöhte Stromrechnung. Hatten sie für 2008 noch 20,20 Euro für die Beleuchtung von Keller, Flur, Dachboden und Außenbereich zahlen müssen, waren es ein Jahr später schon 33,95 Euro. „Das kam uns merkwürdig vor“, sagt Kirsten Hoge.

Neun Euro Gutschrift

Das Ehepaar bemühte sich um Klärung, schaltete alle in Frage kommenden Stromquellen aus und: Der Zähler drehte sich trotzdem. Vivawest antwortete im März 2011 (der Brief liegt der Redaktion vor): „nach Überprüfung ... konnte die Fremdnutzung des Allgemeinstroms ... sowie der Anschluss der Solaranlage ausgeschlossen werden ... handelt es sich bei der Steigerung der Allgemeinstromkosten lediglich um eine gewöhnliche Verbrauchs- und Kostensteigerung.“

Kirsten und Jürgen Hoge blieben hartnäckig. Vivawest lenkte nach einer erneuten Überprüfung am 31. Mai 2012 in einem Schreiben ein: „ ... wurde bei einem Ortstermin festgestellt, dass ... lediglich das Modem zur Datenübertragung der Photovoltaikanlage angeschlossen ist.“ Ein eingebauter Zwischenzähler habe das gezeigt. Vor wenigen Tagen dann bekamen die Hoges ihre 9 Euro gutgeschrieben. Ihre Nachbarn gar nichts.

Stellungnahme Vivawest

„In der Tat hängen die Modems in der Regel am Allgemeinstrom“, beantwortete Vivawest-Pressesprecherin Dr. Marie Mense die Anfrage der WAZ-Redaktion.

„Die genaue Verteilung dieser Zusatzkosten in unseren Beständen mit Photovoltaikanlagen, die wir rückwirkend erstatten, so es sich um Fehlbelastungen handelt, wird derzeit ermittelt.“