Gelsenkirchen. Überfälle auf Kioske häufen sich. Die Täter haben es oft leicht, wenn die Fensterscheiben nicht speziell gesichert sind oder in den kleinen Läden gerade nur eine Person bedient. Viele Büdchenbesitzer rüsten in Sachen Sicherheit deswegen auf. Oder setzen auf mehr soziale Kontrolle.
Nein, das ist kein Gefängnis. Der runde Pavillon auf der Zeppelinallee ist zwar verrammelt wie eine Zelle für Schwerverbrecher - in Wirklichkeit aber ist es ein gut besuchter und beliebter Kiosk. „WAZ Trinkhalle”, sagt denn auch das Schild über der kleinen Verkaufsluke.
Was es nicht sagt: In diesen Kiosk ist in den letzten zwölf Monaten drei Mal eingebrochen worden - mit erheblichem Verlust für Inhaber Mehmet Alibayir. „Die hatten es auf Zigaretten und Handykarten abgesehen”, erklärt Alibayir. Dabei schlugen die Diebe mehrere Fenster ein und bedienten sich einer Art Zange, um die Zigaretten durch den Fensterspalt herauszufischen. „Beim dritten Mal hat es uns gereicht. Da haben wir dann die Gitter vor den Fenstern angebracht.”
"Traurig ist das"
Und nicht nur das. Drei zusätzliche Schlösser verriegeln die schwere Stahltür, und ein Stahlkreuz. „Traurig ist das”, sagt ein Stammgast.
Aber kein Einzelfall. Erst jüngst wurden Trinkhallen im Norden drei Mal Opfer offenbar desselben Trickdiebes. „Der Mann bedient sich immer derselben Methode”, erklärt Polizeisprecher Guido Hesse. Nutze aus, dass in den Trinkhallen meist nur eine Person anwesend ist, die verkauft. Insgesamt 16 Fälle von Raub und Diebstahl an Kiosken verzeichnete die Polizei allein im ersten Halbjahr 2008.
Ein Problem, das auch den Kiosken in der Innenstadt bekannt ist - wiewohl Diebstähle hier eher nicht an der Tagesordnung sind. „Manchmal sind die Kunden aggressiv, aber dass jemand etwas gestohlen hätte, das habe ich in vielen vielen Jahren meiner Tätigkeit noch nicht erlebt”, sagt ein Kioskbesitzer an der Ebertstraße, der seinen Namen nicht in diesem Text lesen möchte.
"Ausländer brechen nicht bei Ausländern ein"
Mit einer Überwachungskamera rüstet sich um die Ecke am Alten Markt Amer Kurdi. „Das traut sich keiner, bei uns reinzukommen, uns zu bedrohen oder zu beklauen”, sagt Kurdi. In der Trinkhalle, die über eine Eingangstür begehbar ist, seien zudem immer mehrere Personen zugegen. „Ich denke, das schreckt auch schon ab.” Über die Einbrüche im Stadtnorden spekuliert er: „Da leben ja viel mehr Deutsche - hier gehören die meisten Trinkhallen Ausländern. Und Ausländer brechen nicht bei Ausländern ein.”
Auf soziale Kontrolle setzt eine Kioskbesitzerin am Neumarkt - von 7 bis 23 Uhr ist ihr kleines Geschäft geöffnet. „Wir sind jetzt seit sieben Jahren hier, es ist noch nie etwas passiert.” Vielleicht, sagt sie, liege das auch daran, dass immer ziemlich viel Polizei am Neumarkt unterwegs sei. „Da traut sich keiner.” Außerdem, sagt sie, die ihren Namen ebenfalls nicht genannt wissen will, „kenne ich die meisten meiner Kunden. Die machen sowas nicht.”
Und wenn doch, dann funktioniere immer noch das nachbarschaftliche Netz. „Wenn hier Theater wäre, dann würden von drumherum die Leute kommen und mir helfen.”