Gelsenkirchen..

Grüne Wiesen, Vogelgezwitscher und die Veltins-Arena im Hintergrund – ganz klar, Gelsenkirchens Mitte ist ein Paradies. Zumindest liegt sie dort. Im Sportparadies um genau zu sein. Das geografische Zentrum der Stadt trägt die Koordinaten E 7°4’15’’, N 51°33’14’’ und liegt am Rande der großen Liegewiese. Wer auf eine Reise zum Mittelpunkt der Stadt aufbricht, sollte also Handtuch und Badeschlappen nicht vergessen.

Der Maulwurf hat die Mitte ganz schön aufgewirbelt. Erdkrater reiht sich an Erdkrater auf der großen Wiese, nur vom Beachvolleyballfeld hat er seine Schäufelchen gelassen. Hinter den Hügeln, am Rande der Geländes, liegt der Mittelpunkt. Wer nicht aufpasst, bekommt schmutzige Schuhe, unterm Laub ist das Gras weich und die Erde matschig. Nur wenige Meter daneben trennt ein Zaun das Gelände zur Arena ab – sie mag das gefühlte Herzstück Gelsenkirchens sein. Rein rechnerisch ist sie es aber nicht.

Viele Vermarktungsideen

Thomas Bortlisch und Guido Stefanowski pflegen die Mitte berufsbedingt. Sie sammeln Müll in den 48.000 m² großen Außenanlagen ein, räumen die Wege frei und stutzen die Bäume. Dass sich der Mittelpunkt ihrer Stadt an ihrem Arbeitsplatz befindet, hätten die Männer nicht vermutet. „Ich hätte sie schon in Arena-Nähe verortet“, sagt Thomas Bortlisch. „Aber nicht hier“, meint er und blickt von seinem Rasenmäher rüber Richtung Stadion. Im Schatten dieses Riesens sonnen sich an Sommertagen hunderte Paradies-Gäste. Ob die sich bald darum streiten, wer sein Badetuch in die Mitte legen darf?

Monika Schmidt, Pressesprecherin des Sportparadieses, ist sich sicher, dass sich hier demnächst viele Menschen fotografieren lassen. Für die Marketingfrau hätte es nicht schöner kommen können. Das Zentrum in ihrem Paradies! Sie hat schon viele Ideen für die Vermarktung des Mittelpunktes. „Vielleicht setzen wir einen Stein an diese Stelle.“ Auf die Internetseite kommen Fotos und Artikel zum Thema.

Am anderen Rand des Areals genießen Monika Rudolph, Doris Wallbaum und Ursel Röcke ein Sprudelbad. „Das hier soll die Mitte sein?“, fragt Monika Rudolph erstaunt. Was hätten Sie denn gedacht? „In der Arena natürlich, das ist doch unser Wohnzimmer.“ Ihre Freundinnen lachen: „Ich hätte den Punkt zentral in Buer vermutet“, meint Doris Wallbaum. Ursel Röcke tippt auf „Schloss Berge“. „Dann fahren wir demnächst nicht mehr nur zum Schwimmen, sondern zum Mittelpunkt“, ulken die Frauen.

Das Stadtgebiet als dünne Scheibe betrachten

Dass Bürger die geografischen Daten der Stadt abfragen, komme ab und zu vor, weiß Daniela Friedl aus dem Referat 62 für Vermessung und Kataster. Mit einem Messverfahren hat sie die Koordinaten des Mittelpunkts ermittelt. „Bildlich kann man sich das so vorstellen, dass das Stadtgebiet als dünne Scheibe betrachtet wird“, erklärt sie das Verfahren. „Man balanciert die Scheibe so auf einer spitzen Nadel, dass sie horizontal schwebt. Der Punkt, in dem die Nadel die Scheibe berührt, heißt Schwerpunkt.“

Die Fachfrau kennt weitere spannende Daten der Stadt: Den tiefsten Punkt Gelsenkirchens zum Beispiel. Der liegt 25 Meter über Normalnull (NN) und ist genau auf der Kreuzung Schlangenwall-/Industriestraße verortet. Der höchste natürliche Punkt Gelsenkirchens misst 95 Meter über NN und liegt am Rande der Von-Stein-Straße in Buer. Den besten Überblick dürften Gelsenkirchener aber von der Halde Scholven haben (200 Meter über NN). Von dort aus kann man bei klarer Sicht vielleicht sogar das Paradies erkennen.