Gelsenkirchen. . Mit giftgrünem T-Shirt und niederschwelligen Fragen kamen junge Katholiken auf dem Bahnhofsvorplatz in Gelsenkirchen mit Passanten ins Gespräch über Glauben und Weihnachten.
Der junge Mann hebt im Vorbeigehen kurz den Blick, lächelt höflich und schüttelt den Kopf: „Keine Zeit.“ Er geht weiter, so wie die meisten Passanten, die von den jungen Menschen angesprochen werden, die sich giftgrüne T-Shirts über ihre Winterjacken gestreift haben. Mit dem Slogan „In mir steckt ein Christ“ bekannten Teilnehmer der Jugendkirche „Gleis X“ auf dem Bahnhofsvorplatz Farbe und kamen mit erstaunlich vielen Jugendlichen – auch mit muslimischen – ins Gespräch: über Glauben, über Weihnachten.
Keine negativen Reaktionen
Längst nicht alle Angesprochenen hasten weiter. Auch wenn sie eigentlich schnell weg müssen, gerade dabei seien zu gehen, riskieren sie einen neugierigen Blick. Skeptisch bis geringschätzig begutachten sie die Grüngekleideten von oben bis unten. Ein Innehalten. Dann lassen sie sich doch auf ein Gespräch ein.
So wie die beiden Jungs Mitte 20 etwa, die viel zu „cool“ für ein Gespräch über den Glauben scheinen. Pustekuchen! Ungefähr fünf Minuten lang unterhalten sie sich mit Martin Horstmann (22) aus der Altstadt und Christian Toussaint (21) aus Essen. Glaube sei schon eine wichtige Sache, so das Passanten-Duo. Vor der Aktion hätten sie Respekt, „aber so ein T-Shirt würden wir auf keinen Fall anziehen“.
Über das giftgrüne Kleidungsstück mit dem Slogan „In mir steckt ein Christ“ kommen die jungen Christen auch mit Muslimen ins Gespräch. Negative Reaktionen habe es keine gegeben, sagt Stefanie Gruner, Jugendreferentin im Philipp-Neri-Zentrum und zuständig für den Aufbau von „Gleis X“ in der Liebfrauenkirche.
„Ein junger Muslim hat gesagt, das Religion einen Menschen zwar nicht ausmacht“, erzählt Martin Horstmann, „sie aber Teil von einem Menschen ist. Und es gut sei, dazu zu stehen.“ Andere junge Muslime wurden gefragt, ob sie umgekehrt denn ein Islam-T-Shirt anziehen würden. Das hätten sie mit der Begründung verneint, dann möglicherweise für Terroristen gehalten zu werden.
Sich besinnen, sich an Gott wenden
Insgesamt zeigten sich zehn junge Menschen in den T-Shirts. Eine „coole Aktion“, findet Teilnehmerin Julia Strötgers (20) aus Essen, weil man sich ins Bewusstsein rufe, wofür die Weihnachtszeit da ist: zur Ruhe kommen, sich besinnen, sich an Gott wenden. „Es ist toll, diese Botschaft zu übermitteln“, sagt sie. Wobei festzuhalten ist, dass die Aktion keinesfalls missionarische Hintergründe hatte.
Mehr als Geschenke kaufen
„Ich bin heute als Christ in der Stadt. Warum sind Sie in der Stadt?“, fragte Christian Toussaint eine dreiköpfige Familie. Über die Antwort „Geschenke kaufen“ kam er mit ihnen zu einem Gespräch über Weihnachten. „Weihnachten ist nicht mehr das, was es mal wahr“, äußerte sich der junge Familienvater kritisch über den Kommerz. „Dabei steht Weihnachten doch die Familie im Vordergrund.“