Gelsenkirchen.

Andreas Jordan, Initiator der Stolperstein-Aktion in Gelsenkirchen, scheint in der Synagoge der Jüdischen Gemeinde unerwünscht zu sein. Auf einem Foto in der Pförtnerloge sind Andreas Jordan und seine Frau Heike rot eingekreist mit dem Hinweis in kyrillischer Schrift „Nicht reinlassen“.

Jordan fühlt sich diskriminiert, kann die Reaktion der Gemeinde nicht nachvollziehen: „Unsere Stolperstein-Aktion erfolgt doch auch im Sinne der Gemeinde, neben verfolgten Kommunisten und Homosexuellen auch an jüdische Opfer während der Nazi-Diktatur zu erinnern.“

Erinnerungskultur

Jordan wehrt sich gegen ein Zerrbild, das mitunter von ihm verbreitet werde. „Mal rücken mich manche in die rechte, andere in die linke Ecke.“ Tatsache sei, so Jordan, dass er als Demokrat gegen Rechts demonstriere. Sein Verein Gelsenzentrum leiste viel für die Erinnerungskultur. Jordan glaubt, den Hintergrund zu kennen, warum er in der Synagoge als unerwünschte Person gilt. Im April wollte er mit jüdischen Freunden aus Israel und Kanada an einem Sonntag die Synagoge besuchen. „Die Freunde wollten sehen, ob auch einige ihrer Angehörigen auf der Gedenkwand festgehalten sind.“ Aber: Die Besucher mussten draußen bleiben. Im Anschluss an den geplanten Besuch tauchte dann das Foto in der Pförtnerloge auf, offensichtlich ein Auszug aus den Bildern, die die Überwachungskamera aufgenommen hatte.

Judith Neuwald-Tasbach, Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, bestätigt, dass die Fotos angebracht worden seien. Das Eintrittsverbot sei nicht von ihr initiiert worden. Andreas Jordan habe massiv Einlass verlangt, obwohl er doch wissen müsste, dass die Gemeinde an Wochenenden geschlossen habe. Judith Neuwald-Tasbach zeigt sich betroffen, dass jemand im Hochsicherheitsbereich der Synagoge Fotos gemacht hätte, die von Herrn Jordan ins Internet gestellt worden seien. Sie spricht von Hausfriedensbruch. Sein Verhalten trage nicht dazu bei, den Kontakt zu pflegen. Neuwald-Tasbach: „Ich weiß nicht, was Herr Jordan will. Wir sind nicht gegen ihn und unterstützen ihn dadurch, in dem Vorbeter unserer Gemeinde bei der Stolpersteinverlegung anwesend sind.“

Andreas Jordan hofft auf einen Dialog, um Missverständnisse auszuräumen. „Wir machen doch einen Teil der Arbeit der Gemeinde und dokumentieren die Geschichte Gelsenkirchener Juden.“