Gelsenkirchen.. Kabarettist Vince Ebert verlässt bei seinem Auftritt in der Gelsenkirchener Kaue gewohntes Terrain

„Schuster bleib bei deinen Leisten“ hieß es schon im alten Griechenland. Eine Weisheit, von der sich der selbst ernannte „Wissenschaftskabarettist“ Vince Ebert eine Scheibe abschneiden sollte. Mit seinem aktuellen Programm „Freiheit ist alles“ verlässt er nämlich sein gewohntes Terrain, die Physik. In der Kaue versuchte sich der diplomierte Akademiker am Samstag stattdessen als satirischer Kämpfer für die Freiheit. Das gelang ihm mäßig überzeugend.

Mit wohlwollendem Applaus quittieren die Besucher in der Kaue die 90-minütige Show. Dem Publikum hat das Programm, das sich nur noch phasenweise der Physik als Hilfswissenschaft bedient, gefallen. Frenetischer Jubel sieht dennoch anders aus. Vor allem die Phasen, in denen Ebert vor sich hin kalauert, verlangen dem Publikum einiges an Geduld ab.

Dass der Frankfurter sein Programm mit Zitaten von Kant und Hegel hübsch garniert, kann über Zeitfüller wie seine Performance zur Discohymne „Staying Alive“ oder den „Tanz der Freiheitsgrade des Wassermoleküls“, den er mit einem Gast aus dem Publikum aufführt, nicht hinwegtrösten. Dabei waren es seine kabarettistisch untermalten wissenschaftlichen Exkurse, die Vince Ebert bekannt und beliebt gemacht haben.

Gesellschaftskritik und Rauch-Performance

Die gibt es am Samstag nur häppchenweise. Und wenn Ebert die Zerfallskurve für Männer nach der Scheidung herleitet oder mit belastbaren Datenmaterial aus der Bibel widerspruchsfrei beweist, dass die Temperatur im Himmel größer ist als in der Hölle, wird es in der Kaue auch richtig laut. Von diesen Momenten gibt es nur zu wenige.

Langatmig wird es bei seinem Versuch der Gesellschaftskritik, bei der Ebert keinen Hehl aus seiner politischen Heimat macht („Der freie Markt ist immer noch besser als irgendwelche staatlichen Lenkungen“). Den Höhepunkt der Beliebigkeiten erreicht Ebert am Ende. Dann singt er eine Hymne auf die Freiheit.

Deutlich mehr Anregung zum Nachdenken bietet seine Rauch-Performance. Auf der Bühne steckt sich Ebert eine an. Natürlich nicht ohne vorher mit Flatterband eine Raucherecke abzustecken. Die Frage, ob Geld frei oder unfrei macht, beantwortet er mit dem Verbrennen eines 50 Euro-Scheins auf der Bühne. Er wolle Denkverbote überwinden. „Das ist ein Anblick, den sie Tage oder Wochen nicht vergessen .“ Diese These bedarf noch eines Beweises.