Gelsenkirchen. . Vor sechs Wochen wurde die Kulturloge in Gelsenkirchen gegründet, um Menschen mit Kulturhunger und ohne das zum Stillen desselben nötigen „Kleingelds“ zu diversen Veranstaltungen einzuladen. Bislang sind 80 Gäste der Einladung gefolgt, die Organisatoren wollen es bis Weihnachten auf 100 bringen.
Sinfoniekonzert im Musiktheater: Für Claudia Starke war es eine Premiere. Dabei mag die 47-Jährige Mutter dreier Kinder klassische Musik sehr, hätte gern ein Instrument gelernt. Aber für ein Instrument gab es im Elternhaus kein Geld, und heute, wo sie alleinerziehende Mutter dreier Kinder ist, bleibt für solchen Luxus nichts mehr übrig. Das letzte Mal im Musiktheater war sie vor 20 Jahren, bei der Rocky Horror Picture Show. Die Karten hatte sie zum Geburtstag geschenkt bekommen.
In den letzten Jahren gab es für sie Kulturveranstaltungen nur dem Geldbeutel angepasst. Konzerte in den Schulen ihrer Kinder – etwa die Friedenskonzerte im Annette -von-Droste-Hülshoff – hat sie nie verpasst. Aber Dvoråk oder Debussy live von Profis wie der Neuen Philharmonie Westfalen gespielt: Dafür war einfach kein Geld übrig.
Hören, wie die Melodie wandert
Dank Kulturloge ist Claudia Starke im Moment wieder häufiger in Sachen Kultur unterwegs. Als Gast. Diese Woche im Sinfoniekonzert im Musiktheater, nächste Woche im Schauspiel in Herne. Mit den Kindern hat sie sich auf Logeneinladung das Weihnachtsmärchen angeschaut und vielleicht geht sie bald noch in die Oper. Ins Konzert wollte eigentlich ihr großer Sohn (21) mitkommen. Als ihn eine böse Erkältung erwischte, sprang ihre Freundin gern ein.
„Heute Abend gibt es neben Debussy und Dvorak noch etwas von einem Emil von Sauer. Den kenn ich gar nicht,“ gesteht Claudia Starke. Auf Dvorak hat sie sich richtig gefreut. Bei Debussy ist zwar eher das Prelude „L’Apresmidi“ ihr Favorit, aber „La mer“ mag sie auch. „Die Plätze waren supergut. Wenn ich die Augen zugemacht habe, konnte ich richtig hören, wie die Melodie mit dem Instrument von rechts nach links gewandert ist.“
Dass es keine Schande ist, Emil von Sauer nicht als Komponisten zu kennen, hat Claudia Starke schon bei der spannenden Einführung ins Konzert gehört. Sauer war ein Virtuosenstar zu seiner Zeit, aber als Komponist wenig bekannt. „Und ehrlich gesagt: Ein Tschaikovsky- oder Chopin-Stück wäre mir auch lieber gewesen“, sagt sie hinterher. Aber es war ein toller Abend, das ist für sie fraglos.
Übrigens: Künftig soll es dank Verhandlungen der Kulturloge beim Neuantrag auf eine Gelsenkirchen-Pass auch Informationen und Formulare zu Anmeldung als Kulturgast bei der Kulturloge geben. Auch in den Bürgercentern soll es die Flyer geben. „Und bei unseren Besuchen bei den Tafeln in der Stadt stoßen wir immer auf großes Interesse“, betont Logen-Mitgründerin Brigitta Blömeke.
Übrigens: wer die derzeit zehn Ehrenamtler, die bei der Organisation helfen, Termine klären und Veranstaltungen im ganzen Revier vermitteln, unterstützen möchte, ist auch dazu herzlich eingeladen. Informationen gibt es bei Birgitta Blömeke unter 140013. Wer Kulturgast werden möchte, sollte sich am besten in der Ehrenamtsagentur am Neumarkt 1 dafür anmelden.