Gelsenkirchen. Die MiR-Premiere des Stücks „Hans und Gretchen“ von Gerard Beljon, 2001 uraufgeführt in Enschede und aus dem Niederländischen übersetzt von Eva Maria Pieper, war ein voller Erfolg.

Es waren einmal vier hervorragende Schauspieler, drei einfallsreiche Musiker und ein fantastisches Bühnenbild. Eines Tages, es war jetzt am Samstag, beschlossen sie, sich zusammenzutun und vielen, vielen Kindern im Kleinen Haus des Musiktheaters mit dem Märchen-Theater „Hans und Gretchen“ einen spannenden und lustigen Nachmittag zu bescheren. Und wenn sie auch nicht gestorben sind (bis auf die böse Hexe natürlich), so haben sie doch unter anderem auch das Thema Tod unverkrampft auf die Bühne gebracht.

Das Bühnenbild: eine Klasse für sich

Die MiR-Premiere des Stücks von Gerard Beljon, 2001 uraufgeführt in Enschede und aus dem Niederländischen übersetzt von Eva Maria Pieper, ist ein voller Erfolg. Die kleinen Theaterbesucher sind begeistert, ihre Eltern nicht viel weniger. Auf der Bühne gibt es über das Geschehen hinaus aber auch viel zu entdecken: Eine Fledermaus gleitet lautlos durch den Saal, in den knorrigen Bäumen auf der dunklen Bühne leuchten gelb die Augenpaare von Eulen. Der Mond geht auf und taucht die Kulisse in ein fahles Blau. Das Bühnenbild ist eine Klasse für sich, das detaillierte Knusperhäuschen ist die Zuckerglasur auf der Realität gewordenen Märchenwelt.

Sängerin Christa Platzer und die beiden Schauspieler Jeanette Claßen und Oliver El-Fayoumi spielen in fliegendem Wechsel Eltern (große Handpuppen) und Kinder, Erzählerin und Hexe. Auch die drei Orchestermusiker greifen ins Geschehen ein. Sie sorgen mit Violoncello, Harfe, Schlagzeug und Marimba nicht nur für die atmosphärische Klangwelt, sondern stehen Hans und Gretchen bei Gefahr mit mantrahaft geflüsterten Tipps und Warnungen zur Seite. „Steine, Steine!“, raunen sie den Geschwistern etwa zu, als es darum geht, den Weg aus dem Wald zurück nach Hause zu finden.

Es ist erstaunlich, wie gut die ironischen Elemente bei den kleinen Zuschauern schon funktionieren. Gretchens Frage „Hans, bist du schon tot?“ etwa löst schallendes Gelächter bei den Fünf- bis Zehnjährigen aus. Auch der Plan der Geschwister, auf Kommando den Hungertod zu sterben, sorgt für Heiterkeit. Aber so weit kommt es ja bekanntlich nicht.

Rotkäppchen zu Gast im Wald

Nicht nur Hans und Gretchen verirren sich in dem finsteren Wald. Auch andere Märchenfiguren schleichen ohne Text durch die Kulissen. Da ist zum Beispiel Rotkäppchen, dem unweigerlich der böse Wolf folgen muss. Und ist das nicht Schneewittchen? Die sieben mechanischen Zwerge, die der schönen Königstochter wie an der Schnur gezogen durch den Wald folgen, ernten Szenenapplaus.

Die Gebrüder Grimm hätten ihre Freude gehabt.