Gelsenkirchen.. Für seinen Unterricht ist Lehrer Heinz Böer mit dem MINT-Botschafter-Preis ausgezeichnet worden. Sein Hennenprojekt am Ricarda-Huch-Gymnasium überzeugte die Initiative.

Als er sein Abi in der Tasche hatte, wusste Heinz Böer, dass er Mathelehrer werden will. „Unter anderem, um es besser zu machen als meine Lehrer“, sagt der heute 61-Jährige. Für sein Engagement ist der Studiendirektor am Ricarda-Huch-Gymnasium (RHG) nun von der Initiative „MINT Zukunft schaffen“ in Potsdam als Botschafter des Jahres 2012 ausgezeichnet worden – für „innovativen, schülernahen, praxisorientierten, begreifbaren, nachhaltigen“ Mathematikunterricht. Zur Erinnerung: MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik. Das RHG ist seit 2011 MINT-freundliche Schule.

Punktsieg mit den Hühnerkäfigen

Zehn Mal wurde der Botschafter-Titel in Potsdam vergeben, Heinz Böer stand ganz oben auf dem Treppchen. „Das habe ich verdient“, sagt der Pauker mit dem sympathischem Selbstbewusstsein. Mit einem der ersten drei Plätze hatte er sogar gerechnet. „Ich kümmere mich schließlich seit 35 Jahren um Innovationen im Matheunterricht.“

Entscheidend für seine Ehrung war das Projekt Hennenkäfige, dass Böer nach den diesjährigen Osterferien mit der Klasse 6a des RHG durchgeführt hatte. Den alten und neuen EU-Richtlinien und den deutschen Vorgaben entsprechend wurden Gehege aus Holzlatten und Kaninchendraht gebaut. Die Flächen und Höhen der Käfige hatten die Schüler zuvor auf Menschen-Maße umgerechnet und sich zu Demonstrationszwecken selber hineingesetzt.

Mathe begreifbar machen

„Die Schüler sollen sehen, dass Mathematik gebraucht wird“, sagt Böer. „Jede CD steckt voll mit Mathe, jeder PC.“ Um sein Steckenpferd auch für seine Zöglinge im wahren Sinne „begreifbar“ zu machen, verwendet für das Themenfeld Geometrie „Klickies“ – ausgestanzte Kunststoffmodule, mit denen sich Körper zusammenstecken lassen. Als weitere Beispiele für „lebensechten“ Unterricht zeigt der 61-jährige Altersteilzeitler („Aber nicht das Blockmodell! Ich will nicht mit 63 aufhören zu arbeiten.“) Zeitungsartikel: über den Maya-Kalender, über den Anteil von e-Bikes bei Fahrradverkäufen. Daraus macht er dann Mathe-Aufgaben. „Ich schneide jeden Tag etwas aus der Zeitung aus, damit die Schüler sehen: Das gibt es tatsächlich jeden Tag. Der Lehrer zieht sich das nicht aus den Schuhen.“

Für den Botschafter-Preis vorgeschlagen hatte Heinz Böer übrigens die Deutsche Mathematikervereinigung (DMV). Als Belohnung winkt ein Tagesbesuch in einem Fernsehstudio. Und TV – das ist dann auch wieder Mathe.