Gelsenkirchen.

Der Eheberater ist unter die Räder gekommen. Unter die Räder einer Modelleisenbahn. Die betreibt einer seiner Klienten mit einer solchen Leidenschaft, dass ihm über seine Gattin nichts anderes einfällt als: „Früher war sie Triebwagen, heute ist sie Abstellgleis.“ Das ist der Therapeut platt. Was aus der Liebe eines Lebens so alles werden kann, das nimmt das Seniorentheater „Synovia“ in seiner neuen Produktion „Vollmond“ augenzwinkernd unter die Lupe.

Premiere wird am Samstag, 27. Oktober, um 19 Uhr im Consol Theater gefeiert. Es ist das vierte Theaterprojekt, das die 14 Schauspieler im Alter zwischen 58 und 72 Jahren unter der Leitung der Regisseurin Ulrike Czermak stemmen. „Synovia“ heißt soviel wie Gelenkschmiere, und die brauchen die Akteure in der Tat. Denn Theaterarbeit heißt Schmiere für Geist und Körper, wenn man die Aufgabe denn nahezu professionell betreibt.

Zwischen Party und Paartherapie

„Und das tun wir“, bestätigt die Regisseurin. Anfangs wird einmal pro Woche geprobt, jetzt, kurz vor der Premiere, täglich. Das neue Stück, gemeinsam geschrieben von Czermak und ihrem Ensemble, kreist als komödiantische Szenencollage rund um das Thema Liebe. Wie hält man sie frisch, wie hält man sie wach? Im Zentrum stehen lauter Paare, denen die Liebe im Laufe der Jahre irgendwie, irgendwo abhanden gekommen ist.

Oder, wie Ulrike Czermak sagt: „Vollmond ist, wenn zwei einer zu viel sind, wenn die Sonne nach den Flitterwochen nie wieder aufgeht.“ Und die 43-jährige Theatermacherin, ein erklärter Woody Allen-Fan, verspricht ein munteres, tragikomisches, absurdes Theaterexperiment zwischen Paartherapie und Party.

Engagierte, verlässliche Truppe

Die Bühne erinnert mit ihren Stuhlreihen an eine Therapiesituation, drei Betten an Privaträume. Eine therapeutische Sitzung bildet den roten Faden rund um die bizarren Szenen aus unterschiedlichen Ehen, die alle nicht mehr so wirklich funktionieren. Ob es am Ende für alle Paare ein Happy End geben wird? Man darf gespannt sein.

Auf Hochtouren proben zurzeit die Mimen Wilhelm Abramczyk, Liesel Graf, Gisela Meyer zu Dielingdorf, Doris Himmelreich, Brigitte Hoffknecht, Regine Kaiser, Rosmarie Kaufmann, Heidemarie Kehe, Klaus Lücke, Willi Marschewski, Rosemary Rosendahl, Barbara Schlemm, Reinhold Stania und Norbert Pricken-Ulrich.

Eine engagierte, verlässliche Truppe, wie die Regisseurin sagt. Die Arbeit mit älteren Menschen schätzt die Theaterfrau, „weil das Menschen sind, die noch mal einen neuen Schritt wagen, die ein neues Terrain betreten“. Und die fast wie Profis auf der Bühne agieren.