Gelsenkirchen. . Aufzüge können beängstigend sein. Vor allem wenn sie steckenbleiben. Besonders schlimm ist es freilich für Menschen, die nicht hören können, ob sich nach der Betätigung des Notufknopfes jemand meldet. Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW hat jetzt ein Notrufsysem entwickeln lassen, mit dem auch Gehörlose Kontakt zum Helfer in der Not aufnehmen können.

Er ist der allererste seiner Art. Der Aufzug im Lichthof, dem Tagungshotel des Bau- und Liegenschaftsbetriebs (BLB) NRW, ist jetzt mit einen Notrufsystem ausgerüstet, das auch Gehörlosen in Not hilft. Dank Kamera und Touchscreen.

Die Vorstellung ist schon für Menschen ohne Handicap ein Grauen: Der Fahrstuhl bleibt stecken, man ist allein und weiß nicht, ob und wann Hilfe kommt. Immerhin gibt es dann ja ein Notrufsystem, das man per Glocken-Knopf aktivieren kann. Und mit etwas Glück meldet sich dann jemand und sagt, wann Hilfe kommen könnte. Beruhigt. Gehörlosen hilft das wenig. Schließlich können sie mit dem Nothelfer nicht kommunizieren. Ihnen bleibt bislang nur, zu warten. Unwissend, ob jemand den Notruf vernommen hat oder nicht. Eine Horrorvorstellung.

Mit Gehörlosen entwickelt

Das Tagungshotel Lichthof bewirtet im Jahr 10.000 Gäste, darunter auch Gehörlose. Von ihnen kam die Anregung, ein geeignetes Notrufsystem entwickeln zu lassen. Der BLB nahm die Anregung auf, sprach sich mit der ThyssenKrupp Aufzüge GmbH ab, die zur Entwicklung eines solchen Systems die Firma Telegärtner Elektronik vorschlug und erteilte den Auftrag. Der Prototyp läuft nun im Lichthof. Die Einweihungsrede hielt unter anderenm Wolfgang Bachmann, Mitglied des Präsidiums des Deutschen Gehörlosenbundes. – mit Gebärdendolmetscher, nicht per Touchscreen.

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Eigentlich ist das Notrufsystem sehr einfach: Auch der Gehörlose drückt im Notfall den Glocken-Knopf. Daraufhin meldet sich ein Notrufhelfer. Wenn niemand auf die Ansage reagiert, erscheint die Frage nach der Situtation auf dem Bildschirm über dem Notrufknopf. Außerdem gibt es einen Knopf mit Gehörlosensymbol als Signalgeber. Der Mensch in Not muss nur „ja“ oder „nein“ per Berührung anklicken. Ob der Aufzug kaputt ist, ob man Hilfe braucht, ob ein Krankenwagen kommen soll. Und dann erscheint die Ansage, wann mit Hilfe zu rechnen ist. Wenn Hilfe da ist, folgt schriftlich die Aufforderung, die Tür freizuhalten, weil Hilfe da ist. Die Bedienung ist in Absprache mit Gehörlosen entwickelt worden und absichtlich so einfach wie möglich gehalten. Damit auch ein sehr aufgeregter Mensch in Not damit umgehen kann. Zur Sicherheit gibt es zudem noch eine Kamera im Aufzug, die bei Bedarf den Nothelfer sehen lässt, was im Aufzug passiert. Falls der Eingeschlossene so aufgeregt ist, dass er gar nicht mehr reagieren kann. Zumal auch ein Hörender Mensch vor Aufregung in Ohnmacht fallen kann.