Gelsenkirchen. . Mit einem wunderbaren Doppelkonzert, das eine Idee von der Vielfältigkeit der Klezmermusik gab, begann am Samstag im Musiktheater das Festival Klezmer.welten.

„Mehr als Musik“ verspricht das 3. Gelsenkirchener Klezmer-Festival. Wie unendlich viel aber allein schon diese Musik ist, das bewies das Festival zum gelungenen Auftakt am Wochenende. Seitdem hängt der Himmel über der Stadt wieder voller Geigen und Klarinetten, die tanzen, schluchzen, fröhlich machen. Auf der Straße unter freiem Himmel wie auf dem Neustadtmarkt oder im Saal, wie am Samstag und Sonntag im Musiktheater: Die wunderbaren Klänge, einst entstanden im jiddischen Stedl, geben zwei Wochen lang Ton und Takt an.

Nach acht Jahren Pause

„Endlich wieder Klezmer-Welten“, eröffnete Dr. Volker Bandelow, Leiter des Kulturreferats, das Festival am Samstagabend im prall vollen Kleinen Haus des Musiktheaters. Die ersten Festspiele liegen schließlich schon länger zurück (2003 und 2004) und ließen sich wegen fehlender Finanzen so schnell nicht wieder realisieren. Bis in diesem Jahr zuerst die Sparkasse Gelsenkirchen und dann die Bürgerstiftung in die Bresche sprangen.

Bandelow betonte, das Festival wolle nicht nur die Massentauglickeit der Klezmer-Musik präsentieren, sondern auch einen Bildungsauftrag erfüllen, nämlich die Begegnung mit unterschiedlichen Kulturen. Bürgermeister Klaus Hermandung: „Die Lebensfreude und Traurigkeit des Klezmer spiegeln sich auch in unserer Stadtgesellschaft wider.“

Lebensfreude, dafür standen zum Start die britische Top-Formation „She’Koyokh“ und die Familienblaskapelle „Konsonans Retro“ aus der Region Odessa. Die acht Musiker spielen klassische jiddische Hochzeitsweisen, mischen darunter aber frisch, frech und voller Energie verwandte Musikstile wie Balkan-Sound, Gipsy-Jazz und den Gesang der türkischen Musikerin Cigdem Aslan.

Zwiesprache mit Gevatter Tod

Der Sound tanzt mit der quirligen Klarinette von Susi Evans und der leichtfüßigen Geige von Meg Hamilton. Die Klezmer-Melancholie besingt ein Lied über die Zwiesprache mit Gevatter Tod.

Die Chance, die große Bandbreite der Klezmermusik auch nur annähernd kennenzulernen, ergibt sich durch die Doppelkonzerte an einem Abend. So mischte die Brassband „Konsonans Retro“ hinreißend frische traditionelle, kraftvolle Volksmusik mit sattem russischem Männerchor.

„Gut gemacht“ heißen die Briten von „She’Koyokh“ übersetzt – und wer wollte das allen Startformationen am Ende des Konzertabends nicht zurufen? Große Begeisterung, viel Beifall und jede Menge gute Laune.