Gelsenkirchen. . Madeleine Lobodda und Paul Pillath haben im Kaue-Komplex einen gemeinnützigen Verein gegründet. Nach fünf Monaten Kunst, Kultur und Schalke-Übertragungen ziehen sie eine positive Bilanz.

Ein Wohnzimmer mit einer integrierten Bühne? Das gibt’s tatsächlich. Im Kaue-Komplex in Schalke haben Madeleine Lobodda (25) und Paul Pillath (26) ein ganz besonderes Café eröffnet. Seit Mitte Mai gibt es den gemeinnützigen Verein „Wohnzimmer GE“ nun schon. Und seitdem sind auf der Bühne an der Wilhelminenstraße 174 rund 20 Künstler aufgetreten.

Ein buntes Möbel-Potpourri bestimmt das Bild in dem Loft-artig anmutenden Backsteinbau, die Wände sind nicht verputzt. Da ist das braun-orange Ledersofa, das die beiden Vereinsvorsitzenden vor dem Vergammeln in einem feuchten Keller bewahrt haben. Oder die blumig gemusterte Couch im Nebenraum, auf dem Flur zu den Toiletten. Kein Möbelstück der einzelnen Sitzgruppen passt zum anderen und genau das ist das stimmige Konzept.

An „Wall Of Art“ stellen Künstler aus

„Wir haben Hilfe von ganz vielen Leute bekommen“, sagt Paul Pillath. „Auch die Einrichtung wurde komplett gespendet – bis hin zum Klavier. Selbst die Lichtanlage, einfach alles.“ Als er und Madeleine Lobodda die ehemaligen Gabs-Büros bei dem heutigen Vermieter Fewa angefragt haben, standen sie schon seit einem halben Jahr leer: „Die Räumlichkeiten waren in einem Top-Zustand, es sind keine großartigen Renovierungsarbeiten angefallen.“ Der liebevoll alternativ gestaltete Thekenbereich fügt sich mit seinen Holzelementen nahtlos in das Gesamtbild des Wohnzimmers ein. Auf Schiefertafeln sind mit bunter Kreide die angebotenen Getränke angeschlagen.

An der „Wall Of Art“ – der Rückwand der Bühne – stellen verschiedene Künstler aus Bereichen wie Fotografie, Malerei oder Installation ihre Arbeiten aus – ein bis drei je Veranstaltung. Pro Monat findet im Wohnzimmer ein Kunstprojekt statt. Und dann ist da noch das musikalische Programm. „Hauptsächlich unplugged“, sagt Madeleine Lobodda und beschreibt lachend die Bandbreite: „Von Singer/Songwriter über Singer/Songwriter bis zu Singer/Songwriter ist alles dabei.“ Außerdem gebe es Lesungen und „Improtheater-Sachen“.

Von mittwochs bis samstags hat das Wohnzimmer ab 16 Uhr und bis mindestens 22 Uhr geöffnet – je nach Zulauf, außerdem zu allen Schalke-Heimspielen. Kultur und Fußball, passt das zusammen? „Na klar“, sagt Pillath. „Fußballkultur, Ruhrgebietskultur, das gehört ja zusammen. Aber bei der Atmosphäre in unserem Wohnzimmer merkt man schon einen Unterschied zu sonstigen Fußballübertragungen in Kneipen. Unsere Gäste sind eine andere Sorte Mäuse.“ Und das meint er natürlich positiv. Mäuse im Wohnzimmer? Bei Madeleine Lobodda und Paul Pillath geht das nur zu gut.