Gelsenkirchen.

Sie ist angekommen in Gelsenkirchen. Endgültig. Bridget Breiner, die neue Ballettdirektorin des Musiktheaters im Revier, hat ihre Wohnung gleich im Schatten des Opernhauses bezogen. „Wenn ich im Theater angekommen bin, dann bin ich es auch in der Stadt“, sagt die 38-jährige US-Amerikanerin. „Man muss schließlich wissen, warum man seine Heimat verlassen hat.“

Dass sie ihre neue künstlerische Heimat gefunden hat, wird die Choreografin und Tänzerin am Sonntag, 14. Oktober, 18 Uhr, beweisen, wenn im MiR ihre Ballett-Gala „Der erste Gang“ Premiere feiert.

Drei Tänzer aus dem ehemaligen Ballett Schindowski sind noch mit dabei, dazu gesellen sich neun neue Gesichter. „Mit der ersten Produktion will ich zeigen, was jeder einzelne Tänzer mitbringt, welche Erfahrungen er in seinem Beruf gesammelt hat.“ Und die Ballettchefin verspricht: „Die reichen von ganz klassisch bis sehr modern.“ Was alle eine, sei die ihre große Energie.

Inspiriert von den Yves Klein-Wänden

So werden in „Der erste Gang“ alle Tänzerinnen und Tänzer im Fokus stehen. Von drei Kontinenten kommend, haben sie vorher in Hamburg, Monte Carlo, Marseille, Berlin, Zürich, Stuttgart oder Dresden getanzt. Einige bereits als Erste Solisten, andere erst mit ganz kurzer Bühnenerfahrung. In elf kurzen Stücken, allesamt kreiert von international bekannten, zeitgenössischen Choreografen, werden die Tänzer ihre Visitenkarte abgeben.

Die Ballettchefin selbst übrigens auch. „Das ist mir wichtig, dass ich noch selbst tanze.“ Sie stellt sich aber auch mit zwei Werken als Choreografin vor, einmal am Anfang mit dem älteren Pax de Deux „La Grande Parade du Funk“. Zum anderen mit der Weltpremiere von „Blau, Blue, Bleu“ zur Musik des 12. Streichquartetts von Antonin Dvorak am Schluss. Inspiriert wurde dieses Werk natürlich von den blauen Wandreliefs Yves Kleins. „Und durch den Neuanfang. Es herrscht in der Compagnie eine wahnsinnige Aufbruchstimmung.“

Einen Neuanfang wird es auch in der tänzerischen Ausrichtung der Compagnie geben. Davon zeugt das Plakat, das inzwischen in der ganzen Stadt fürs Ballett wirbt und für das Sébastien Galtier die Beine einer Tänzerin fotografiert hat: ein Fuß trägt den klassischen Spitzenschuh, der andere ist nackt. „Ja“, sagt Bridget Breiner, „meine Vergangenheit ist klassisch und wir werden am MiR neoklassisch tanzen.“ Kein Schwanensee mit Tutu und Federboa, nein, moderner schon, aber oft eben auf Spitze.

Wie „Der erste Gang“ dem Publikum mundet, das wird sich am Sonntag zeigen.