Gelsenkirchen. . Der Rhein-Herne-Kanal ist nicht nur ein Verkehrsweg, sondern auch ein beliebter Ausflugsort. Friedhelm Wessel (68) hat Anekdoten rund ums Baden in einem Buch gesammelt

Das Revier kennt unzählige Geschichten und Bilder rund um Kohle, Kumpel und Kicker. Ein Schatz, den es zu bewahren gilt für die Nachwelt. Und einer, der längst noch nicht vollständig gehoben ist. Einen weiteren launigen Beitrag, sein mittlerweile 19. Werk, fügt nun der langjährige Zeitungsredakteur und Autor Friedhelm Wessel (68) hinzu. Titel: „Manchmal auch in Unterbuxe“.

Der Kanal – Schlagader im Flusstal

Herzstück seines Buches, als Erinnerung an die aussterbende Bergmannskultur ist der Einband im Muster und in den Farben des Grubenhandtuches gehalten, sind Geschichten rund um den Rhein-Herne-Kanal. Die Schlagader im Tal der Emscher war und ist ein beliebtes Ausflugsziel. Und so ist es nicht verwunderlich, dass Wessels Blick zurück in die Zeit zwischen 1950 und 1970 ebenso launig, romantisch, frech aber auch dramatisch ausfällt.

Marathonschwimmen

Als ob es gestern wär, erinnert der 68-Jährige, stets präsent im Internet-Forum „Gelsenkirchener Geschichten“, etwa an den Volksauflauf anno 1932, als die damals 18-jährige Ruth Litzig im August in den ehemaligen Herner Stichkanal in Horsthausen stieg und 74 Stunden ohne Pause ihre Bahnen zog. „40.000 Zuschauer säumten das Ufer“, erzählt Friedhelm Wessel, „die junge Frau wurde von ihrem Betreuer sogar mit Schüssen in die Luft wachgehalten.“ Bei diesem Rekordversuch blieb es allerdings nicht, ein Jahr später peilte Litzig die 100-Stunden-Marke im Essener Baldeneysee an – und starb völlig entkräftet nach 79 Stunden in der Notaufnahme. Tragisch.

Schmunzelnd nicken dürften viele bei den Episoden rund um das gefährliche Vergnügen, tief „liegende Lastkähne zu entern, um von ihnen ins Wasser zu springen“. Oder „vonne Brücken“.

Die Großen gaben den kleinen Zuhörern am Wasser dann die schauerlichsten Geschichten zu hören, „von appen Händen und Beinen“ und „allerlei Menschenmatsch“, die so eine Schiffsschraube anrichten könnte.

Und was es mit Wessels Flucht auf dem Tretroller von Schleuse 6 in Herne bis zu den Großeltern in Oberhausen (Höhe heutiges Centro) auf sich hatte, damals als Knirps, das wird wohl in einem seiner nächsten Werke zu lesen sein.