Gelsenkirchen/Essen. . Wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung muss sich ein 27-jähriger Gelsenkirchener ab Montag vor dem Essener Landgericht verantworten. Er soll im April seine damals 21-jährige Ex-Freundin und deren Begleiter mit einem Messer attackiert haben. Allein auf die Frau soll er 16 Mal eingestochen haben.
Dass es sich bei dem Verbrechen um eine Beziehungstat handeln könnte, deutete sich für die Ermittler schnell an: Mit 16 Messerstichen wurde Antonia B. (21) in der Nacht des 12. April 2012 niedergestreckt, an einem kleinen Verbindungsdurchgang zwischen der Fischerstraße und dem Mühlenemscherweg in Horst. Auch ihr Begleiter Cem A. wurde bei dem Angriff schwer verletzt. Die Staatsanwaltschaft Essen glaubt, dass Antonias Ex-Freund die Tat begangen hat: Ab Montag muss sich der heute 27-jährige Cihan S. vor dem Landgericht Essen verantworten – wegen gefährlicher Körperverletzung und wegen versuchten Mordes.
Im März endet die Beziehung zwischen Antonia B. und Cihan S., sie erträgt seine Eifersucht nicht mehr. Mehrfach stellt der Angeklagte der 21-Jährigen nach dem Aus nach, droht ihr am Telefon. Gegen ein Uhr morgens am Tattag lauert er ihr am Verbindungsweg auf. Erst soll S. Antonias Begleiter Cem A. mit einem Messer angegriffen und im Bauch getroffen haben. Der flüchtet, der Angeklagte verfolgt ihn – erfolglos. Zurück am Tatort soll er nun auf Antonia B. eingestochen haben. Die Heftigkeit der Attacken spreche für „die ungemeine Wut“ des Täters, sagt die Essener Staatsanwaltschaft. Hilflos lässt er sein Opfer liegen und flieht.
Notoperation rettet Opfer das Leben
Mit allerletzter Kraft gelingt es Antonia B., mit ihrem Handy noch die 110 zu wählen. Die 16 Messerstiche haben sie in den Oberkörper getroffen, in den Lungenlappen, ins Zwerchfell und in die Milz. Eine Notoperation rettet im Krankenhaus ihr Leben. Ob die 21-Jährige bleibende Schäden davonträgt, werden die Ärzte im Prozess erklären.
Der Angeklagte hat sich zur Tat selbst bislang nicht eingelassen. Cihan S. beruft sich auf „Erinnerungslücken“. Für die Staatsanwaltschaft klingt das nach einer Schutzbehauptung. Sie sieht Eifersucht als Motiv der Tat an. Der 27-Jährige ist wegen Körperverletzungsdelikten einschlägig vorbestraft. Cihan S. hatte sich am Abend des Tattags gestellt. Das Messer hat die Polizei nie gefunden.
Während der Tat war Cihan S. in Begleitung eines Freundes. Der forderte S. nach der Attacke auf Antonias Begleiter auf, von der Frau abzulassen – vergeblich. Mehr machte der Augenzeuge nicht. Er wird sich in einem gesonderten Verfahren verantworten müssen – wegen unterlassener Hilfeleistung. Für den Prozess gegen Cihan S. sind vorläufig fünf Verhandlungstage angesetzt.