Die 4. „bild.sprachen“-Messe für Fotografie, visuelle Kommunikation und Marketing im Wissenschaftspark ist ein Regional-Forum für junge Fotografen, kleine Firmen und neue Ideen. Samstag hat sie von 12 bis 18 Uhr geöffnet.
Gelsenkirchen. Als Schauplatz für zeitgenössische Fotografie hat sich der Wissenschaftspark etabliert. Ausstellungen haben hier ihren festen Platz. Doch die Glashalle will mehr sein: Wirtschaftsbühne und Kontaktbörse, Messeort eben – auch für Kreativ-Künstler. Die „bild.sprachen 2012“ befördert den Anspruch. Die mittlerweile 4. Messe für Fotografie, visuelle Kommunikation und Marketing ist vor allem auch ein Regional-Forum für junge Fotografen, kleine Firmen, neue Ideen.
Die Macht der Bilder
Der Andrang am Freitag kurz nach der Eröffnung ist überschaubar. 50 Aussteller füllen die Messe-Kojen. Es ist eine Welt der Bilder: ambitionierte Schwarz-weiß-Porträts, technische Werbefotos, Industriefotografie, hochinszenierte Szenen und Reportage-Bilder hängen Seite an Seite. Verlage und Fachzeitschriften sind vertreten, Werber, viele freie Fotografen, die Folkwang-Schule, Texter und Initiativen wie das Pixelprojekt Ruhrgebiet. Junge Studenten sind auf der Messe, angehende „Professionals“, aber auch ein altgedienter Fotokünstler wie der Oberhausener Rudolf Holtappel, 89 Jahre alt, ein bemerkenswerter Menschenbildner und Chronist des alten Reviers.
Fritz Pleitgen, Ex-WDR-Intendant und Kulturhauptstadt-Geschäftsführer redet zum Auftakt über die Macht der Bilder – und die Herausforderung, neue Bilder im Bewusstsein zu verankern. Trotz Ruhr 2010, trotz Kampagnen und jahrelanger Anstrengungen: „Die alten Bilder sitzen fest. Das Ruhrgebiet leidet wie keine andere Region Deutschlands unter völlig falschen Vorstellungen“, stellt Pleitgen fest. Die Image-Korrektur ist noch in Arbeit. Sie verlangt nach starken Bildern. „Eigentlich“, findet Pleitgen, „ist das Ruhrgebiet ein Bilderparadies“.
„Wir haben viel mit Fotografen zu tun“
Fotografen-Paradies ist es wirtschaftlich sicher nicht. Die Branche hat es schwer. Netzwerke sind deshalb wichtig. Auch um die geht es auf der Messe. Max Mühlbauer vom Druckverlag Kettler aus Böhnen ist erstmals dabei. Drucke in kleinen Auflagen sind sein Geschäft – vom Privatkochbuch bis zum besonderen Fotoalbum. Auf der Frankfurter Buchmesse ist die Firma sonst präsent. In Gelsenkirchen geht es ihm vor allem um Kontakte. „Wir haben viel mit Fotografen zu tun.“ Die sind am frühen Nachmittag noch rar. Und auch die Vorführ-Technik streikt. In der Wipa-Galerie kriegt Mühlbauer keinen Netzzugang.
Sein Sri-Lanka-Projekt „Before Tomorrow“ stellt der Fotograf Yannik Willing vor. Ausgezeichnet wurde seine Bilderserie bereits, im Oktober wird sie im Goethe-Institut auf Sri Lanka ausgestellt. In 300er Auflage hat er die Motive im Zeitungsformat drucken lassen. Sie füllen den Tisch samt Visitenkarten. „Wichtig ist, sich nicht zu verstecken. Egal, ob man ein ausgereiftes Portfolio hat oder noch nicht“, sagt der 26-Jährige. Sein Messeziel ist übersichtlich: Auch er will vor allem „Kontakte knüpfen“.
Workshops, Vorträge, Preisverleihung
bild.sprachen Fotografieprojekte zeichnet für die Messe im Wissenschaftspark an der Munscheidstraße verantwortlich. Die Messe (Samstag, 12-18 Uhr, Eintritt 10/5 €) bietet ein breites Programm an Vorträgen, Kompaktworkshops und Sonder-Schauen. Reizvoll: „Der Fotograf im Comic“.
Der mit 2500 € dotierte Fotopreis „beste bild.sprache 2012“ wird am Samstag um 17 Uhr vergeben.