Gelsenkirchen.
Die Berliner Mauer kennt jeder. Die chinesische auch. Aber „Mauerwerke“ in Gelsenkirchen? Nun, dass es auch davon eine ganze Menge gibt, das dokumentiert zurzeit die Gruppe „Industriekinder“ in einer attraktiven Ausstellung im Kulturraum „die flora“.
Auf über 40 Fotografien zeigen die drei Fotokünstler Uwe Eschstruth, Nicole Montpellier und Ullrich Tyrichter historische Mauern auf Industriegeländen, Friedhöfen, rund um Privathäuser, Justizvollzugsanstalten und auf Hafenflächen. Aber auch neue Mauerwerke wie Lärmschutzwälle an der Autobahn oder Graffiti-Wände fehlen nicht.
Der Bau mächtiger Mauern ging historisch einher mit der Industrialisierung. Der durch die Kohlevorkommen ausgelöste Bauboom im 19. und 20. Jahrhundert äußerte sich auch durch die wuchtigen, repräsentativen Ummauerungen der Bergbauareale und großen Industriewerke.
Für die Schau gingen die Initiatoren nicht nur lange mit der Kamera und mit offenen Augen auf die Pirsch (allein Tyrichter „schoss“ über 10.000 Aufnahmen), sondern stöberten auch in Archiven. So sind in Vitrinen historische Mauer-Fotos, viele auf ehemaligen Zechenanlagen, zu sehen, außerdem alte Ziegel und Werkzeuge. Daneben werden Artefakte der Gelsenkirchener Baugesellschaft Stallmann präsentiert.
Zur Kulturinitiative „Industriekinder“, die sich im nächsten Jahr bereits seit einem Jahrzehnt für die Stadt- und Industriegeschichte engagiert, gehört auch der Filmemacher Werner Müller. Er dokumentiert die „Mauerwerke“ zum einen in einem Acht-Minuten-Film, der jederzeit in den Ausstellungsräumen zu sehen ist.
Zum anderen drehte er einen 65-minütigen Doku-Streifen, der weitere spannende Einblicke in Gelsenkirchener „Mauerwerke“ gibt. Dieser Film wird am Sonntag, 23. September, um 17 Uhr auf großer Leinwand in der „flora“, Florastr. 26, gezeigt. Hier sind auch überraschende Details zu sehen, die nicht den Weg in die Schau gefunden haben.