Gelsenkirchen. Noch immer nutzen auch in Gelsenkirchen viel weniger Menschen, als bei der Einführung vor einem Jahr erhofft, das Sozialticket. Im Ausschuss für Arbeit und Soziales gab es einen Sachstandsbericht.

Das Sozialticket, im November 2011 eingeführt, um in erster Linie Menschen, die von Hartz IV leben, die Mobilität zu vergünstigen, dieses Ticket wird der Politik als Thema wohl noch eine ganze Weile erhalten bleiben. Zu schleppend der Anlauf, von kritischen Begleittönen flankiert, von Sozialexperten als zu teuer verschrien. . .

Das Nahverkehrsticket für 29,90 Euro wird nach knapp einjähriger Pilotphase ab 2013 breiter aufgestellt und im gesamten Gebiet des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) als Regelticket angeboten. Während die Mitglieder des Ausschusses für Arbeit und Soziales während ihrer jüngsten Sitzung – fast schon routinemäßig – den Sachstandsbericht über die aktuelle Entwicklung in Gelsenkirchen hörten, fiel diese Entscheidung.

Unterschiedliche Nutzerquote

Die aktuelle Nutzerquote vor Ort liegt, gestützt auf Verkaufszahlen der Bogestra, zurzeit monatlich bei rund 2600 Menschen. 47 000 Sozialticket-Kunden gibt es zurzeit nach Angaben des VRR in den teilnehmenden Städten insgesamt. Klingt viel, was sich aber schnell relativiert, wenn man die Quote in Relation zum Kreis der tatsächlich Berechtigten nimmt: Lediglich 5,7 % machen Gebrauch vom Angebot – womit die Absatzerwartung lange nicht erfüllt ist.

Preise gelten als angemessen

Einer, der nah dran ist am Thema, ist Axel Barton (SPD), selbst Mitglied im Zweckverband Verkehrsverband Rhein-Ruhr. Er sagte im Gespräch mit der WAZ: „Die Nutzerquote in den Städten ist unterschiedlich. In Düsseldorf, Essen und Duisburg nutzen mehr Leute das Ticket – es sind aber auch relativ große Städte.“ Er erinnerte an die drei Bedingungen, die an die Ticket-Einführung gekoppelt waren: „Es darf auf gar keinen Fall der kommunale Haushalt belastet werden; auch die Verkehrsunternehmen selbst dürfen nicht belastet werden und das Sozialticket darf die restlichen Ticket-Kunden nicht belasten.“ Sprich: die normalen Monatskarten dürften nicht teurer werden, um die Kosten fürs günstige Ticket mit zu stemmen.

Eine Umfrage unter Nutzern des Sozialtickets (ab Januar dann „mein Ticket“) und Leuten, die sich vorsorglich den Berechtigungsschein für die 29,90 Euro-Karte ausstellen ließen, hat mindestens in einem Punkt ein erstaunliches Ergebnis zu Tage gefördert: 9 Prozent der Befragten gaben an, der Preis sei sehr günstig, zwei Drittel der Nutzer beschrieben ihn als angemessen, der Rest gab die Note günstig.Was auch daran liegen mag, dass über die Hälfte derer, die heute mit Sozialticket fahren, vorher Monatskarten zum Normalpreis hatten. Zu teuer fanden es Leute, die ohnehin selten öffentlichen Nahverkehr nutzen.

Hilfe von Bund und Land nötig

Neben dem Sozialticket hatte der Ausschuss u. a. das Thema „Gelsenkirchener Appell“ auf der Agenda, die von CDU-Sozialexperten Wolfgang Heinberg maßgeblich mit angestoßene Initiative, 1000 Beschäftigungsmodelle für Langzeitarbeitslose zu installieren. Ausschussvorsitzender Lutz Dworzak (SPD) appellierte: „Die Gespräche in Düsseldorf und Berlin müssen weiter gehen.“ Weil man die Hilfe von Bund und Land brauche.