Gelsenkirchen.

Schon im ersten Raum erwartet den Betrachter ein Zusammenspiel aus Bild und Wort. Einzelne Buchstaben sind auf einer Fotografie verteilt. Wer sie zusammen fügt, entdeckt das Wort und gleichzeitig den Titel: „Lebensrauschen“.

Das Werk von Marlies Obier ist Teil der Wanderausstellung „Wortgewand – Sprache in der Kunst“ des Westdeutschen Künstlerbundes. Die Ausstellung hat ihre vierte Station nun im Kunstmuseum Gelsenkirchen. Eröffnet wird sie am Sonntag, 16. September, um 11.30 Uhr.

„Das ist auch der letzte Ausstellungstag in Siegen, wo ‘Wortgewand’ zuletzt Halt gemacht hat“, sagt Leane Schäfer, Direktorin des Kunstmuseums. Schon allein aus dieser zeitlichen Überschneidung ergibt sich, dass der Künstlerbund nicht dieselben Werke zeigt. „So entsteht an jedem Standort eine neue Ausstellung“, erklärt Jochem Ahmann. Zusammen mit Ike Vogt kuratiert er „Wortgewand“.

Wanderausstellung

Begonnen hat die Wanderausstellung 2011 im Museum der Stadt Bad Berleburg. Mittlerweile war sie in der städtischen Galerie im Schlosspark in Herne und in der Galerie Haus Seel in Siegen, 2013 folgt das Stadtmuseum Beckum.

Eine ganz besondere Freude für den Künstlerbund: Im nächsten Jahr soll „Wortgewand“ sogar in der Galerie Meno Parkas im litauischen Kaunas gezeigt werden. „Das ist für uns eine Ehre“, sagt Ike Vogt. Gefördert wird das Ausstellungsprojekt vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe.

Buch- und Klangobjekte, Zeichnung, Malerei, Installation, Fotografie und Video – es ist für jeden etwas dabei. 20 Künstler präsentieren ihre Positionen, verbinden Wort und Bild. Im Dachgeschoss des Kunstmuseums zum Beispiel hat sich Renate Löbbecke aus Wuppertal künstlerisch verwirklicht. Mehr als 100 Einladungskarten für Ausstellungen hat sie zerknüllt und auf dem Boden verteilt. „Die Einladungen wurden einmal mit viel Mühe und Liebe gestaltet und jetzt werden sie nicht mehr gebraucht“, sagt Renate Löbbecke. Durch ihre Installation erhalten die Karten nun eine ganz neue Funktion.

Besucher werden aktiv

Besucher der Ausstellung sind außerdem dazu eingeladen, über die zerknüllten Einladungskarten zu laufen, die Geräusche dabei wahrzunehmen. Sie dürfen die Karten aufheben, sie lesen, sich überraschen lassen.

Auch Setsuko Fukushima aus Krefeld hat sich ein Werk ausgedacht, bei dem der Museumsbesucher selbst aktiv werden kann. 16 Kästen aus dem Stadtarchiv Düsseldorf hat sie zu „Erlebniskisten“ umfunktioniert. Auf Glasscheiben sind verschiedene Sprüche geschrieben, darüber befindet sich eine dünne Schicht Mulch. „Der Besucher kann die Erde beiseite schieben und die Sprüche entdecken“, erklärt Setsuko Fukushima.

Eine andere Darstellungsform hat Ike Vogt gewählt. Unter dem Titel „Überfluss“ präsentiert sie ein 10-minütiges Video, bei dem mehrere Schriftzüge durch das Bild laufen. „Tränen des Schmerzes“ ist zum Beispiel zu lesen. „Jeder von uns hat schon einmal Schmerz empfunden. Die Worte erzeugen bei dem Betrachter ein Bild im Kopf und lösen eine bestimmte Emotionalität aus. Die reduzierte Schrift in Schwarz-Weiß gibt dazu einen Gegenhalt“, erklärt Kuratorin Ike Vogt.

Über die Schwerkraft

Bis zum 11. November sind die rund vierzig Werke des Westdeutschen Künstlerbundes im Kunstmuseum zu sehen. Zur Eröffnung am 16. September ist eine Performance von Künstler Matthias Schamp geplant. „Sie wird den Titel ‘Die Schwerkraft funktioniert’ tragen. Was genau die Besucher erwartet, wird aber nicht verraten“, erklärt Matthias Schamp.