Gelsenkirchen.

Dass dieses Franke-Haus zu den klassischen Backsteingebäuden in Gelsenkirchen zählen soll, ist von außen leider nicht mehr zu erkennen. Weiße, leicht strukturierte Resopalplatten überdecken die ursprüngliche Fassade der Villa an der Zeppelinallee 51. Hier sitzen die Arbeitgeberverbände Emscher-Lippe in der ersten Etage, hier residiert auch die Wirtschaftsinitiative. Das wiederum ist die moderne, im Jahr 2004 eingeführte Bezeichnung für den traditionellen Begriff: Industrie-Club Friedrich Grillo.

Das Haus entstand im Jahr 1921 als Fabrikantenvilla. Ideengeber war der Architekt Josef Franke, der viele Gebäude in der Stadt dem Backstein-Expressionismus zuordnete. Dazu gehören etwa das denkmalgeschützte Hans-Sachs-Haus im Herzen der Altstadt oder die ebenfalls unter Schutz stehende Heilig-Kreuz-Kirche an der Bochumer Straße.

Zutritt nur mit Mitgliedskarte

Doch zurück zum Industrie-Club und damit zu einem Ort, der für viele Gelsenkirchener lange Jahre ein nicht zugänglicher Platz in der Feldmark war. Früher, als sich ausgewählte Fabrikanten dort in einer exklusiven Zigarren-Lounge trafen und die wirtschaftlichen Geschäfte und Geschicke der Stadt besprachen und abwickelten, war der Zutritt nur mit Mitgliedskarte gestattet – berichtet Dr. Christopher Schmitt, Vorsitzender der Wirtschaftsinitiative, dem Nachfolger des Industrie-Clubs Friedrich Grill e.V.. Stadthistoriker und Kenner, wie etwa die der Internet-Plattform „Gelsenkirchener Geschichten“, vermerken das Jahr 1961 als den Zeitpunkt des Villa-Umbaus zum Clubhaus. Werner Ruhnau, Erbauer des Musiktheaters im Revier, zeichnete verantwortlich für die Veränderungen und Erweiterungen.

Mund-zu-Mund-Propaganda

Der Zugang zum Haus blieb weiterhin nur einem definierten Kreis vorbehalten. Eben jenen, die dem Verein Industrie-Club Friedrich Grillo angehörten. Doch der schmolz zusammen wie Schnee in der warmen Mittagssonne eines schönen Frühlingstages. „Im Jahr 2004 zählte der Club nur noch 30 Mitglieder“, weiß Christopher Schmitt. Es folgte die Neustrukturierung. Heute, acht Jahre später, ist die Zahl auf stattliche 170 angewachsen. Ein Umstand, der den Geschäftsführer verständlicherweise freut und der aus einem kleinen Zirkel einen ansehnlichen Kreis werden ließ.

Das Gebäude? Es veränderte sich äußerlich seit 2004 nicht mehr. Im Inneren dagegen hat sich einiges getan. Gerade in jüngster Zeit. Das hängt mit der veränderten Ausrichtung zusammen, die für das Haus beschlossen wurde. Längst schon konnte es privat für Geburtstage oder Hochzeitsfeiern angemietet werden. Schmitt: „Das aber haben wir nie wirklich öffentlich gemacht. Das lebte von einer Mund-zu-Mund-Propaganda.“ Auch das hat sich verändert, gerade jetzt. Der Industrie-Club Friedrich Grillo wird vermarktet, ganz offiziell: als Veranstaltungs- und Tagungszentrum.

„Da stehen wir nicht bei Null“, so Schmitt. Wer jetzt eine private Feier in der Feldmark plane, der müsse schon fast bis Mai 2013 warten. Die Wochenenden, sie sind so gut wie ausgebucht bis dahin. Wo aber noch Kapazitäten bestünden, das sind die Tagungsmöglichkeiten unter der der Woche. Dafür wurde der Club technisch (und auch sonst) auf den neuesten Stand gebracht.

Rainbow als Caterer im Boot

Die Lounge lockt mit einem Tresen, die blitzblanke Küppersbusch-Großküche (welche sonst?) darf auch von munteren Koch-Clubs genutzt werden. Kurzum: Es gibt Platz für bis zu 150 Personen mit der Möglichkeit, die Räume durch Trennwände entsprechend zu verkleinern. Dazu locken eine parkähnliche Anlage hinter dem Club und eigene Parkplätze auf dem Gelände.

In Kauf, wörtlich ist das zu nehmen, müssen Interessierte das Catering durch die Firma Rainbow. „Das ist zumindest für Feiern fest miteinander verwoben. Unser Partner führt dann auch die Aufsicht und schaut an dem Abend, dass neben Speisen und Getränken alles andere gut läuft“, wirbt Schmitt für das Unternehmen, das neben dem Musiktheater auch das neue Hans-Sachs-Haus bewirtschaften wird.