. Ein Gruppe Prominenter aus Politik und Sport hat jetzt der Initiative katholischer Laien „Ökumene jetzt“ Schützenhilfe gegeben. Die katholischen Geistlichen vor Ort allerdings glauben nicht wirklich, dass dieser Apell die Ökumene weiter voran bringt. Vor Ort ist man ohnehin weiter, sagen auch die Protestanten. Und es gibt eben Grenzen, betonen die Katholiken.
In der kleinen St. Ida-Kirche in der Resser Mark wird seit Jahren gelebt, was die jetzt von Prominenten und Politikern gestartete Initiative fordert: „Ökumene jetzt“. Die katholische und die evangelische Kirchengemeinde haben ein gemeinsames Haus, in dem sie ihre Gottesdienste feiern. In der Regel getrennt, fünf Mal im Jahr gemeinsam. Neben vielen anderen ökumenischen Aktivitäten inklusive Gemeindefest. Pfarrer Martin Lohof schätzt das Miteinander sehr.
Aber: „Wir überschreiten keine Grenzen. Wenn man gegenseitig die Dinge respektiert, die wichtig sind, dann ist das menschliche Miteinander sehr angenehm und unkompliziert.“ Dass die Initiative viel bringt, glaubt er eher nicht. Zumal er den Eindruck hat, dass der Elan der Gemeindeglieder vor Ort für die Sache der Ökumene eher leicht rückläufig ist als wächst.
Fragen des Lebensschutzes
Probst Manfred Paas bezweifelt, dass die prominente Schützenhilfe der Sache weiterhelfen wird. „Ökumene ist ein großes Thema. Schon in der Bibel. Jesus betet für Einheit. Aber das ist nicht einfach, sondern sehr mühsam und langsam“, erklärt Paas. Seit Jahrzehnten sei man auf dem Weg zur Ökumene, kooperiere vor Ort beim Adventsfenster und gemeinsamen Glaubensgesprächen. Gerade dass Politiker unter den Unterzeichnern seien, die unabhängig von der Fraktion keine gemeinsame Position zu Fragen des Lebensschutzes – wann beginnt Leben, was ist ein würdiges Lebensende – finden, hält Paas für wenig zielführend. Es gebe nun mal Unterschiede, an denen theologisch gearbeitet werden müsse. Und das brauche Zeit.
„Wir leben in einer Zeit, in der christliche Kulturen sich sehr aufspalten. Weltweit gibt es 400 Millionen kleine protestantische Gemeinschaften. Es kommen immer mehr aus USA und Afrika dazu. Wir haben viele Orden. Viele Gläubige wollen keinem großen Haus angehören. Das ist das eigentliche Problem.“
Mehr ist nötig und möglich
Superintendent Rüdiger Höcker vom Evangelischen Kirchenkreis Gelsenkirchen ist überzeugt: „Die Ökumene vor Ort ist weiter als die offizielle Ökumene. Die Zusammenarbeit mit den römisch-katholischen Kirchengemeinden ist vertrauensvoll und offen.“ Auch er sieht allerdings die Grenzen. „Natürlich gibt es die Themen, in denen wir gegenwärtig nicht weiterkommen. Da ist das Thema gemeinsamer Eucharistie- und Abendmahlsfeiern. Und gemeinsamer Gottesdienste zu besonderen Anlässen auch am Sonntagmorgen. Die Entscheidungen liegen dabei nicht vor Ort. Wir sind nur insofern das Problem, dass uns die offizielle römisch-katholische Interpretation der Weltkirche das Kirche-Sein abspricht.“ Zu inneren Themen der katholischen Kirche mag er nicht Stellung beziehen, man habe dank gemeinsamer Arbeit aber auch schon wichtige Schritte aufeinander zu gemacht, etwa wie bei der Anerkennung der Taufe. „Es kann nur um versöhnte Verschiedenheit gehen. Nicht um die Einheitskirche. Es geht uns darum, uns gegenseitig als Geschwister anzuerkennen und in gemeinsamer Verantwortung die gute Botschaft von der Treue und Liebe Gottes zu verkünden.“ Da sei man sich sehr nahe. Wahr sei aber auch: Mehr (Miteinander) ist möglich und nötig. „Uns vor Ort muss man davon nicht überzeugen. Die Initiative ‘Ökumene jetzt’ stärkt gewiss die Laien auch hier bei uns in Gelsenkirchen in ihrem Bemühen um weitere notwendige Schritte, zum Beispiel hin zu gemeinsamen Feiern des Abendmahls.“