Gelsenkirchen. Mitten im Ruhrgebiet liegt ein Gebirge, das es vor einigen Jahrzehnten noch gar nicht gab: Die Halden und Deponien mit den Abfällen der Montanindustrie bilden mittlerweile eine beachtliche Bergwelt. Ein Ausflug zur Halde Zollverein 4/11 in Gelsenkirchen.
Genau genommen gibt es zwei Halden, die den Namen „Zollverein“ tragen. Das ist zum einen die Halde „Zollverein 1/2“, jener kleine, bewaldete Hügel auf dem Gelände des Weltkulturerbes Zollverein XII, in dem sich verschiedene Skulpturen von Ulrich Rückriem verstecken. Und dann gibt es die etwa zehnmal größere Halde „Zollverein 4/11“ auf Gelsenkirchener Stadtgebiet.
Natürlich hat auch diese Halde mit der berühmten Zeche zu tun – allerdings mit der Zollverein-„Außenstelle“, der Schachtanlage 4/11, deren Übertage-Reste heute als Gründerzentrum unter dem Namen „Triple-Z“ vermarktet werden.
Unmittelbar neben der Trabrennbahn
Die Halde versteckt ihre Größe recht wirkungsvoll. Erst wenn man von der Schalker Straße gegenüber der Faith-Moschee ins Grüne hinaufgeht, entdeckt man, wie weit sich das Haldenareal erstreckt.
Die Halde Zollverein gehört zu den Nachkriegs-Bergen. Bevor die Alliierten nach 1945 vorübergehend die Fliegerei verboten, gab es hier mal einen Flugplatz. Der wurde Anfang des 20. Jahrhunderts angelegt, unmittelbar neben der Trabrennbahn, die alle Kriege und Krisen überstanden hat. Als Folge des Flugverbots wurde das Rollfeld zum Acker und der Acker wurde bald zur Halde, denn der Bergbau brummte.
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Bis 1987 wurde aufgeschüttet, danach wurde die Halde begrünt und mit Wegen versehen, allesamt geschottert – oder wie es so schön heißt: mit einer wassergebundenen Decke versehen. Sogar einen Reitweg gibt es auf der Halde. Dankbar reiten die Pferdefreunde natürlich auch auf allen anderen Wegen und kümmern sich um die großvolumigen Hinterlassenschaften ihrer Tiere wenig.
Keine Beschilderung
Trotzdem lohnt es sich allemal, auf die Halde zu steigen, selbst wenn es keine spektakulären Installationen oderAussichtspunkte gibt. Hier ist es vor allem eine enorm vielschichtige Natur, die erfreut. An hügeliges Wiesengelände schließt sich ein dichter Birkenwald an, hinter der nächsten Kurve erinnert die Landschaft an korsische Macchia – und oben drauf wuchert und sprießt es, dass es eine wahre Wonne ist.
Auf jedwede Beschilderung hat man verzichtet – und wer sich hier nicht auskennt, kann unvermittelt auf dem Trainingsparcours der Trabrennbahn landen, der fast den ganzen südlichen Bereich des Haldensockels umfasst.