Gelsenkirchen. Mitten im Ruhrgebiet liegt ein Gebirge, das es vor einigen Jahrzehnten noch gar nicht gab: Die Halden und Deponien mit den Abfällen der Montanindustrie bilden mittlerweile eine beachtliche Bergwelt. Ein Ausflug zur Halde Rheinelbe in Gelsenkirchen - einer der ältesten im Ruhrgebiet.
Die Halde Rheinelbe ist eine der ältesten des Ruhrgebiets. Bereits 1871 wurde hier Abraum der namensgebenden Zeche aufgeschüttet. 1928 stellte die Schachtanlage ihre Förderung ein und die Halde wäre eigentlich „fertig“ gewesen, hätte es da nicht immer wieder mal Bedarf nach Ent- und Versorgung gegeben. So wurde Rheinelbe mit Bergematerial anderer Zechen (vor allem von „Holland“) gefüttert. Und wieder verkleinert, wenn man das Bergematerial als Baustoff benötigte.
Vorübergehende Ruhe kehrte ein, als 1974 auch die Zeche Holland ihre Förderung einstellte. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Halde eine Fläche von 18 ha und ein Schüttvolumen von 3,1 Mio. Kubikmetern. Mitte der 1970er begann man, die Halde zu begrünen. Ein kleines Problem stellte sich aber einer unbeschwerten Nutzung in den Weg: Die Halde „brannte“.
Alle Bemühungen, die „Warmstellen“ in ihrem Inneren dauerhaft zu löschen, blieben erfolglos. Also blieb die Halde im Besitz des Bergbaus, wurde aber doch – als eine der wenigen Ausnahmen für Halden unter Bergaufsicht! – für die Öffentlichkeit hergerichtet und freigegeben. „Schuld“ daran war die Internationale Bauausstellung Emscher Park IBA, die ihre Vision von Rheinelbe ins Programm nahm und das Haldenplateau auf 85 Meter anheben ließ.
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"Himmelstreppe" von Herman Prigann
Auf das Plateau wurde ein Kegel aufgesetzt, der sich nicht begrünt und auch nicht begrünen lässt. Spiralförmig angeordnete Wege führen hinauf, was der Halde Rheinelbe auch den Alias-Namen „Spiralberg“ eingetragen hat. Für die weitere Haldengestaltung war dann Herman Prigann verantwortlich. Der setzte einen Phantasiekörper aus Zechentrümmern auf die Spitze des Berges und führte eine Betontreppe zu ihm hoch.
Das Ensemble nennt sich „Himmelstreppe“ – und hier seien mal der Regionalverband Ruhr und Wikipedia korrigiert, die von einer „Himmelsleiter“ sprechen. Das hätte der 2008 auf Mallorca verstorbene Künstler sicherlich nicht gewollt! Neben seiner Himmelstreppe hat Prigann noch eine Menge mehr Kunst auf und um Rheinelbe versteckt. Vornehmlich im Skulpturenwald, in dem Installationen aus Naturmaterialien und Resten von Bergbau und Industrie einen munterer Dialog zwischen Natur und Arbeitswelt führen.
Fantastische Rundumsicht
Nicht nur mit Kunst, sondern auch ganz normal als Halde hat Rheinelbe einiges zu bieten. Vor allem eine fantastische Rundumsicht mit allem, was das Ruhrgebiet ausmacht. Und die Wege machen es auch Spaziergängern möglich, bis ganz nach oben zu kommen.
Im Winter vermittelt die Halde Rheinelbe alpinen Charme. Auf den kahlen Hängen oberhalb der Baumgrenze lässt sich sogar ordentlich, wenn auch nicht ganz ungefährlich, rodeln. Übrigens: Möglicherweise ändern sich bald die Besitzverhältnisse auf Rheinelbe. Die Ruhrkohle verhandelt mit dem RVR derzeit über die Verkaufsmodalitäten.