Gelsenkirchen.. ...muss der Hufschmied ran. Hubert Weuster aus Buer ist einer von ihnen und hat vor allem im Sommer jede menge zu tun.
Wer ein Pferd besitzt, wird ihn zwangsläufig irgendwann brauchen – den Hufschmied. Hubert Weuster aus Buer ist einer. Seit rund 18 Jahren verpasst er Pferden neue Eisen. Durch seinen Vater, der selbst auch Hufschmied und Pferdebesitzer, lernte der 37-jährige die Arbeit und die Tiere kennen.
Weuster ist jetzt seit beinahe 16 Jahren selbstständig und geht seinem Tagewerk von zu Hause aus nach. Das wirkt seltsam, wenn man ihn besucht und in eine Privatwohnung eintritt. Aber er hat alles, was er zum Arbeiten braucht in seinem Transporter. Eine mobile Werkstatt nebst Schmiede sozusagen. Schmieden kann der Handwerker natürlich auch.
„Als ich Hufschmied wurde, war eine Ausbildung in der Metallverarbeitung zuvor noch Pflicht“, sagt er. Heutzutage ist ein zweijähriges Praktikum bei einem Hufschmied Pflicht. Erst danach geht es auf einen 16-wöchigen Lehrgang mit Abschlussprüfung. Das alles hat Hubert Weuster schon lange hinter sich.
Sein Tag beginnt in der Regel gegen sieben Uhr morgens. „Viele Pferde kommen mittags auf die Weide und sollen vorher noch beschlagen werden. Da heißt es, flexibel und schnell zu sein.“ Heute geht es um 10 Uhr zum Termin. Weuster fährt mit seinem Mitarbeiter Carlo Castagni zu einem nahe gelegenen Hof. Schon seit zehn Jahren arbeiten die beiden im Team.
Das Pferd bleibt ruhig - „Der kennt das schon“
Lukas ist der erste „Kunde“ heute, ein Wallach. Die Beiden legen sofort los. Während Castagni Amboss und Gas-Ofen aus dem Fahrzeug holt, schlüpft Weuster in eine dicke Lederhose und fängt an, die Hufe des Pferdes mit einem sichelförmigen Messer zu säubern und das Hufeisen abzunehmen. Dafür klemmt er sich den Fuß des „schweren Warmbluts“ einfach zwischen die Beine und zieht die Nägel des Eisens heraus.
„Aufnieten“ heißt das in der Fachsprache. Lukas lässt die Prozedur stoisch über sich ergehen. „Der kennt das schon, daher bleibt er ganz ruhig“, erklärt Weuster, während er das nachgewachsene Horn des Hufes schneidet. Bei den Hinterläufen arbeiten die Männer zu zweit. So ist es einfacher. Einer hält den Fuß hoch, der andere nimmt die Eisen ab. Die ersten Arbeitsschritte gehen sehr schnell. Nachdem die vier Hufe von Stahl befreit sind, müssen diese erhitzt werden. Auf 800 Grad wird der Ofen erhitzt.
„Ich werde die Eisen noch mal verwenden, weil sie noch nicht allzu stark abgelaufen sind“, erläutert Weuster nach eingehender Betrachtung. Die Prozedur wird „Umlegen“ genannt. Sollen neue „Glücksbringer“ verwendet werden, kauft er diese als Rohlinge in verschiedenen Größen und passt sie an den Huf an. Selber geschmiedet wird nicht mehr.
Glühend kommen die „Pferdesohlen“ aus dem kleinen Gasofen. Vorsichtig hält der Schmied die Eisen an den Huf des Pferdes. Sofort fängt es an zu dampfen und zu zischen. „So versiegele ich den Huf und kann eventuelle Unebenheiten wegbrennen“, sagt er.
Schweißgebadet nach einer Stunde Arbeit
Nachdem Auskühlen im Wasserbad wird genagelt. Mit sechs Nägeln pro Huf hämmert Weuster die Eisen an das Pferd. Kein Problem für den Wallach, auch dabei still zu stehen. Weuster arbeitet seit etwa einer Stunde an dem Tier und der Schweiß tropft ihm von der Stirn. Ein Knochenjob – das sieht jeder. Die Nägel sind leicht S-förmig, so treten sie nach dem einschlagen seitlich aus dem Huf.
Dadurch vernietet er die Nägel, indem er erst die Spitze abkneift und mit dem Hammer abknickt. Schließlich sollen sie an Ort und Stelle bleiben. Als letztes wird der Huf samt Eisen noch beraspelt. „So schaffe ich etwa sechs bis sieben Tiere am Tag. Je nachdem, wie ich die Termine lege.“ Im Sommer ist Hochsaison für Pferde, „da gibt es mehr zu tun“.
Ach übrigens: Wenn jemand meinen sollte, dieser Beruf ist einer derjenigen, die langsam aussterben, täuscht sich gewaltig. „Viele Bauern stellen von Landwirtschaft und Viehhaltung auf Pferdehaltung um. „Außerdem gibt es immer mehr Leute, die sich als Hobby ein Pferd zulegen“, weiß Hubert Weuster. Hufschmiede sind also gefragt wie eh und je.