Grabstätte für Schalke-Fans - Blau und Weiß, noch länger als ein Leben lang
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Gelsenkirchen. Auf dem Friedhof im Gelsenkirchener Stadtteil Beckhausen-Sutum entsteht ein Gemeinschaftsgrabfeld für Schalke-Fans. 1904 Anhänger finden nach dem Tod hier ihre letzte Ruhe. 17 Plätze sind schon vergeben.
„Ein Leben lang, Blau und Weiß ein Leben lang“, schallt es aus mehr als 60.000 Kehlen, wenn die Knappen in ihrer Arena ein Tor schießen. Ab Oktober können einige für ihren Verein sogar noch weiter gehen. Blau und Weiß, noch länger als ein Leben lang. Dann wird nämlich ein Gemeinschaftsgrabfeld für Schalke-Fans auf dem Friedhof Beckhausen-Sutum entstanden sein. Mit – natürlich – 1904 Grabstellen, inklusive Sicht auf das weiße Dach der Arena.
Ender Ulupinar, 39 und selbst Fußballer mit Leib und Seele, realisiert die Idee auf dem 37.000m² großen Areal. „Geplant ist, das Feld wie ein Stadion aussehen zu lassen. Die Basisebene ist der Platz, die beiden äußeren Reihen werden um einen halben, beziehungsweise einen Meter angehoben und erzeugen so die Atmosphäre von Tribünen“, erklärt Ulupinar, der für das Projekt einen siebenstelligen Betrag investiert.
Erster Kontakt zum Verein in 2007
Schon 2007 hatte er die Idee für ein Gemeinschaftgrabfeld. Vier in Horst und Buer hat er schon umgesetzt, das Schalke Fan Feld wird das fünfte sein. „Es hat lange gedauert, aber die Gespräche mit dem Verein, den Fans und der Stadt waren immer konstruktiv“, sagt der Geschäftsführer der Schalke Fan Feld GmbH. Den Dialog musste der Geschäftsmann suchen, um das Potenzial seiner Idee ausloten zu können. „Elf Arbeitsplätze hängen an dem Grabfeld. Da musste die Planung schon sehr ausgefeilt sein. Die Bezirksvertreter des Schalker Fan-Club Verbandes waren begeistert und haben uns ermutigt, das Projekt umzusetzen.“
Ohne bislang Werbung zu machen, sind schon 17 der 1904 Grabfelder, von denen ein Viertel Urnengräber und drei Viertel Erdgräber sein werden, reserviert. Und natürlich war der erste auf der Liste Schalkes Oberfan Rolf Rojek. Das Grab mit der Nummer „04“ wird irgendwann seine letzte Ruhestätte. „Schalke ist das Größte, was es für mich gibt. Andere lieben das Meer und entscheiden sich für eine Seebestattung, andere den Wald und lassen sich unter einem Baum begraben. Mein Leben ist Schalke“, sagt Rojek und fügt mit einem Lachen an: „Ich habe reserviert. Nicht gebucht.“ Selbstverständlich für die Gattin das Nachbargrab gleich mit.
1250 Euro Reservierungskosten
Reservieren, das können nun auch alle anderen, die ihrem Verein über den Tod hinaus verbunden sein wollen. 1250 Euro kostet eine Grabstellen-Reservierung einmalig, 125 Euro pro Jahr dann die Grabpflege durch eine Gärtnerei. Im Todesfall kostet die Grabstelle dann 5406 Euro zzgl. städtischer Gebühren und Bestatterkosten. In den Kosten enthalten ist auch ein Grabstein, sechseckig, wie die Wabe eines Fußballs – wie auch sonst? 80000 blaue und weiße Blumen werden das Gemeinschaftsgrabfeld das ganze Jahr über in die Vereinsfarben hüllen. Im Winter, wenn es mit den frischen Blümchen schwierig wird, dürfen die Pflanzen farbig gespritzt werden.
„Die Idee und die geplante Umsetzung finde ich gut, aber ich mache mir Sorgen, ob nicht Vandalen schnell aufmerksam auf das Feld werden“, sagt Anwohnerin Christa Feldmann. „Keine Sorge“, beruhigt Ender Ulupinar, „um das Feld ist ein knapp zwei Meter hoher Zaun. Außerdem denken wir über einen Sicherheitsdienst in der Nacht und eine Kameraüberwachung nach.“
Geld verdienen wird der FC Schalke mit dem Grabfeld nicht. Im Gegenteil. Über die Stiftung „Schalke hilft!“ werden für sozial schwächeren Fans Grabstellen finanziert. Und auch Ender Ulupinar hat sich einer Einnahmequelle beraubt. „Die Grabstelle 09 wird wohl nicht vergeben. Da setzen wir konsequent auf eine blau-weiße Wechselbepflanzung“, so der Bauherr lachend.
Einen Wermutstropfen hat das neue Schalke-Grabfeld aber: Der Grundriss des Grundstücks verhindert eine komplette Stadionrunde – ausgerechnet der „Nordkurve“ fehlt eine Ecke.
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