Gelsenkirchen. Scheue Flughunde lernen in der Zoom Erlebniswelt in Gelsenkirchen, auf einen Wink mit dem Stock vom Himmel zu fliegen. Das Tier-Training in der Zoom Erlebniswelt dient auch der Gesundheit der Zoo-Bewohner.

Rüdiger hängt ab. Aufmuntern hilft nicht, denn Rüdiger kann nicht anders. Er lässt den Kopf immer hängen, von Natur aus sozusagen. Rüdiger ist ein Flughund und seine Welt steht Kopf: Er sieht sie sich aus den Wipfeln der Bäume in der Tropenhalle an, verkehrt herum. Rüdiger ist einer von 15 Flughunden, die in der Zoom Erlebniswelt zu Hause sind. Damit denen auch beim Abhängen nicht langweilig wird, trainiert Tierpflegerin Stephanie Märcz regelmäßig mit den Fledertieren.

Dabei setzt sie auf den guten Geschmack der Flattermänner. „Die Tiere lieben süßes Obst in allen Variationen“, weiß die 29-jährige Tierpflegerin, die die Flughunde neben den Orang Utans zu ihren Lieblingsbewohnern des Zoos zählt. Weintrauben sind der Hit für die geflügelten Wesen, aber auch für Melonen und Mangos tun sie fast alles.

Scheue Zeitgenossen

Fast, denn Flughunde sind intelligente, aber auch äußerst scheue Zeitgenossen. „Da sie dämmerungs- und nachtaktiv sind, entdeckt der Besucher die Hunde meistens nur hoch oben unter der Decke“, zeigt Stephanie Märcz auf die Hängepartien in großer Höhe. Es gibt es aber auch ein paar Außenseiter. Rüdiger zum Beispiel, der eine Weile in der Krankenstation in Quarantäne leben musste und dadurch deutlich zutraulicher geworden ist.

Das Tier-Training startete darum auch mit dem Flughund, der seinen Namen dem kleinen Vampir aus den Kinderbüchern von Angela Sommer-Bodenburg zu verdanken hat. Ziel der Arbeit ist es zum einen, bei den Zoo-Bewohnern keine Langeweile aufkommen zu lassen, sie zum anderen aber auch auf medizinische Untersuchungen wie Ultraschall, Blutabnahme oder Spritzen vorzubereiten.

Flughunde sind schreckhaft

Rüdiger spielt am besten mit. Dennoch ist zunächst langsames, ruhiges Anschleichen unter Palmenwedeln erste Tierfreundpflicht. Flughunde sind äußerst sensibel, vorsichtig und schreckhaft. Mensch und Tier eine Weile Auge in Auge. Stephanie Märcz spricht mit dem Tier, das mit seinen weiten Flügeln an Batman erinnert. Rüdiger reagiert nach einigen Momenten tatsächlich auf Zuruf seiner Pflegerin: „Klar, die erkennen mich an meiner Stimme.“

Seine Aufgabe löst der Flughund mit der gebotenen Vorsicht, aber souverän. Die Pflegerin hält ihm ein Stöckchen mit einer leuchtend orange-roten Kugel an der Spitze hin, die an eine köstliche Frucht erinnert. Stück für Stück hangelt sich das Tier mit seinen Hakenkrallen in Richtung Stock vor. Stupst er mit seiner Schnauze den orangenen Ball an, hat er das Klassenziel erreicht. Die Tierpflegerin klackert mit einem Plastikgerät und signalisiert damit dem Flughund: Super, alles richtig gemacht.

Rüdiger bekommt Obstbrei aus der Spritze

Und die Belohnung folgt auf dem Fuße. Mit einer winzigen Spritze erhält der Trainingspartner den Obstbrei direkt ins Maul serviert. Oder er frisst Weintrauben aus der Hand. „Dass man so nah an einen Flughund heran kommt, ist schon selten“, freut sich die Pflegerin und weiß: „Nimmt er den Obstbrei aus der Spritze, können ihm später so auch leichter Medikamente verabreicht werden.“

Rüdiger gähnt. Jetzt ist Pause angesagt. Denn später, wenn es dunkel wird, dann ist es vorbei mit der Hängepartie, und die Flughunde drehen wie dunkle Schatten ihre Runden unterm Hallendach, hoch über den Tellern der Restaurantbesucher.